Mittlerweile weiß man: Pflanzen und Wälder sind nicht nur wichtig fürs Weltklima, sie machen auch gesund. Schon ein Spaziergang im Wald kann den Adrenalinspiegel und Blutdruck senken, ätherische Öle aus Holz und Nadeln wirken beruhigend auf unsere Psyche. Einen grünen Wohnturm mit Vegetation projektierten die Architekten von Carazo Arquitectura (San José) in Costa Rica und machen damit einen Anfang im staubtrockenen und flach bebauuten Örtchen Coyol unweit von San José. Nicht nur gibt es dort keinen Wald, auch ist es das erste Hochhaus in der Gemeinde. Etwas wachsen müssen die Pflanzen allerdings noch.
Das Konzept der Biophilie, was so viel bedeutet wie die Liebe zum Lebendigen, wurde zum Leitbild für das Projekt Qalma, das auf ersten Entwurfskizzen des Büros an nach oben strebende Bäume erinnert. Der Anspruch, ökologisch und gesundheitsfördernd für Umgebung und Bewohner zu sein, wurde architektonisch in mehrere Kriterien übersetzt: Zunächst sollte möglichst wenig des vorhandenen Baumbestands auf dem Grundstück abgeholzt werden, was zu der platzsparenden Typologie des Wohnturms führte. Und die zweite Regel: Die Vegetation in die Vertikale integrieren.
Auf 9.280 Quadratmeter stapeln sich die privat finanzierten Eigentumswohnungen in einem Stahlbetonregal in die Höhe. Als Fassade dient eine Art Stahl-Pergola, die in einem Abstand von cirka einem Meter vor die leicht auskragenden Balkone der Wohnungen gesetzt ist und die den Pflanzen künftig als riesiges Rankgitter dienen wird. Zusätzlich können Bewohner*innen, die einen grünen Daumen haben, diesen direkt vor der eigenen Wohnung zum Einsatz bringen. Auf der Stahlkonstruktion stehen quaderförmige Betonelementen, die als Pflanzkästen genutzt werden können.
Die Materialität des Gebäudes wird weitestgehend von der rohen Anmutung des unverkleideten Sichtbetons und des schwarz angestrichenen Stahls bestimmt. Die Grundrisse der Ein- bis Vierzimmerwohnungen ergeben im Plan ein Rasterbild mit unterschiedlich großen orthogonal verschränkten Einheiten, die über Flure erschlossen werden. Teilweise gibt es auch Gemeinschaftsräume.
Die vorgesetzte Pergola zieht sich über die gesamte Höhe und bildet den Gebäudeabschluss als Überdachung der Dachterrasse. Und nein, kein exklusives Penthouse besetzt die privilegierte Höhenlage, vielmehr sind die drei oberen Geschosse der nachbarschaftlichen Nutzung gewidmet. Beispielsweise gibt es holzbeplankte Terrassen mit Sitzgelegenheiten und einen Infinity-Pool. Ebenfalls angelegt an das Konzept der Biophilie wollen die Architekten somit eine „lebendige“ Gemeinschaft der Bewohner fördern. (kg)
Fotos: Fernando Alda
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