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01.07.2022

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Alte Scheune neu gebaut

Mehrfamilienhaus im Thurgau von Lukas Imhof Architektur


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Der Lindenhof ist ein Anwesen in Oberaach, einem Ortsteil von Amriswil im Kanton Thurgau. Zum mittlerweile denkmalgeschützten Ensemble gehörte auch ein im 19. Jahrhundert in Riegelbauweise errichtetes Stall- und Wirtschaftsgebäude. Nachdem es vor Jahren bis auf die Grundmauern niederbrannte, steht an seiner Stelle nun ein Ersatzneubau, der sich am alten Erscheinungsbild der Scheune orientiert und zugleich eine neue Funktion mitbringt. Das Gebäude umfasst fünf nebeneinander angeordnete Mietwohnungen mit je drei Geschossen, in deren Gestaltung sich die Raumqualität eines Einfamilienhauses mit der Idee gemeinschaftlichen Wohnens verbinden soll. Entworfen wurde der Neubau vom Züricher Büro Lukas Imhof Architektur, das in der Bodenseeregion kürzlich ein weiteres Hofensemble um ein Gastronomiegebäude ergänzte und einen Kindergarten realisierte.

Das Vorgängergebäude diente in Volumen, Gliederung, Materialisierung und Motivik als Referenz für den Neubau, der als reiner Holzbau ausgeführt wurde. Die vertikale Fichtenholzlattung, das weit auskragende, von Holzverstrebungen gestützte Dach und eine rot leuchtende Eternit-Fassade auf der Wetterseite können als Weiterführung ländlicher Bautradition gelesen werden. Zugleich knüpft die gemeinschaftsorientierte Nutzung an zeitgenössische urbane Wohnformen an. Eingänge und überdachte Außenräume der Wohnungen sind zum Hof ausgerichtet, an den auch das Bestandwohnhaus und eine vielfältig genutzte Remise anschließen. Als Treffpunkt der neuen Bewohner*innen fungiert ein historischer Brunnen.

Auch mit seinem Innenleben orientiert sich das Projekt an der räumlichen Großzügigkeit einer Scheune. Jede Wohneinheit verfügt über einen hallenartigen, überhohen Wohnraum. Dabei ergab sich zunächst das Problem, dass bei normalen Geschosshöhen und den gewünschten drei Ebenen wegen des Übergangs von der Außenwand zum Dach im zweiten Obergeschoss eine ungünstige Fensterlage entstanden wäre. Daher griffen die Architekt*innen auf Splitlevel zurück. Diese sind außerdem entlang der Längsachse abwechselnd gespiegelt, sodass zwei verschiedene Wohnungstypen entstanden – ein „extrovertierter“ mit Wohnhalle zum Hof und ein „introvertierter“, der die Wohnhalle zur Landschaft ausrichtet.

Die Mieten sollten für Familien oder Wohngemeinschaften ohne hohes Einkommen erschwinglich sein und liegen bei circa 2.100 Franken  für 5,5 Zimmer auf 165 Quadratmetern. Wie Lukas Imhof in einem Interview mit Swiss Architects ausführte, sei es nicht zuletzt der als Totalunternehmer auftretenden Krattiger Holzbau AG zu danken, dass die gestalterischen Vorstellungen umgesetzt werden konnten, ohne das Budget zu sprengen. Die Gebäudekosten (BKP 2) betrugen bei einem Volumen von 4.560 Kubikmetern rund 3,2 Millionen Franken. (da)

Fotos: Hannes Heinzer, Lukas Imhof


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

Die Zuversicht | 04.07.2022 15:01 Uhr

Ein Haus

Unbenommen verfügt dieses Haus über gute Details und überzeugende Momente. Es sollte z.B. definitiv aus gegebenen Anlass wieder mehr über größere Dachüberstände nachgedacht werden.

Aber ich muss sagen, mir gefällt die Architektursprache dieses Büros nicht. Durchweg wirken die Projekte angestrengt originell und haben haben etwas unangenehm prätentiöses. Und ja, es ist sicher löblich sich an der alten Scheune zu orientieren, aber dann sollte es schon etwas mehr sein als Formalismus. Allein schon die Veränderung der Proportion des Giebels lässt das Haus verdächtig werden. Über die Sache mit den 10 Stellplätzen brauchen wir gar nicht erst reden...

7

Christian Richter | 04.07.2022 10:52 Uhr

Geschickt auferlegte Zwänge

Ein stimmiges Äußeres, das gleichzeitig die für Lukas Imhof typische Eigenwilligkeit besitzt. Der Spagat zwischen Neuerrichtung der Scheunenform und Integration einer neuen Nutzung ist sicher gelungen.

Es scheint so zu sein, dass Imhof sehr geschickt die äußeren Zwänge des Projektes genutzt hat, um ein besonderes Gebäude zu schaffen. Noch geschickter scheint mir, dass er diese Zwänge vermutlich selbst herbeigerufen hat, um aus diesen dann die durchaus bemerkenswerten architektonischen Lösungen abzuleiten. Denn es hätte sicher auch ein "normales" Haus geben können, ohne Split-Level, ohne Wohnhallen, ohne Scheunendach, ohne gespiegelte Grundrisse, ohne Gemeinschaftsterrasse zum Hof. So wirkt aber alles völlig logisch, als könne es eigentlich gar nicht anders sein. Eine große suggestive Leistung, und ein bereichendes Gebäude.

6

LIA | 03.07.2022 20:56 Uhr

Genehmigung

Das Grundstück liegt in der Bauzone.

5

Brittny | 02.07.2022 22:52 Uhr

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4

Angela | 02.07.2022 14:48 Uhr

teuer

für 2100 Franken zur Miete doch sehr ländlich, dafür kann man in der Schweiz bestimmt auch ohne Pendelei in der Stadt wohnen oder ein Reihenhaus bauen, wer zog denn da ein?

3

spaceArc | 02.07.2022 12:08 Uhr

Heimsuchung


Interessant, Architektur wird zum Einsiedlerkrebs, mal in Fabrik oder im Schuppen, verschwindet in der Umgebung, wird zur Umgebung. Schon mal in den 80ern verlor sie ihren Ausdruck und ging unter die Erde.

2

Hinrich Schoppe | 01.07.2022 18:54 Uhr

Genehmigung

Ein schönes Haus, keine Frage.

Wäre interessant zu erfahren, wie sie dafür eine Baugenehmigung bekommen haben.
Ist doch bestimmt Außenbereich (oder wie das in der Schweiz heißt), keinerlei Bestandsschutz (abgebrannt), Nutzungsänderung... In Deutschland hättem an vermutlich einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen lassen dürfen. Auf eigene Kosten. Falls die Gemeinde zugestimmt hätte.

Danke.

1

Fritz | 01.07.2022 18:29 Uhr

Ganz

ganz ganz toll! Wunderbar!

 
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