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20.04.2017
Dicht im Dorf
Mehrfamilienhaus im Kanton Luzern von Dolmus
Wohnen auf dem Dorf, arbeiten in der Stadt – das gilt in der Schweiz mit ihren verhältnismäßig kurzen Distanzen ganz besonders. Und dieser Eindruck drängt sich auch sofort beim Mehrfamilienhaus in Rain im Kanton Luzern auf, wenn man sich ansieht, dass hier ein bestehendes Wohnhaus durch ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus ersetzt wurde. Wohnraum schaffen im Dorf, lautet die Devise, der das Büro Dolmus (Luzern) hier gefolgt ist. Basis des Hauses in leichter Hanglage ist eine Tiefgarage, die sich nach außen deutlich als Bauteil in Sichtbeton abzeichnet. Über der sockelartigen Garage liegt das eigentliche Haus mit neun Wohnungen.
Auskragende Balkone und die „alternierend wechselnde Verputzstruktur“ erzeugen eine plastische Präsenz – fast vermeint man eine gewisse konstruktivistische Verve wahrzunehmen, die der Dorfstraße einen dramaturgischen Akzent zu verleihen vermag. Die Architekten sprechen jedoch von einem „zurückhaltenden“ Entwurf und einem „zierlichen Charakter“ des Hauses – eine Beschreibung, der man nicht unbedingt folgen mag, wenn man sich das Objekt ansieht. Denn jenes positioniert sich eher dominant im Kontext der dörflichen Bebauungsstruktur und ist in diesem Sinne Ausdruck einer planerischen Notwendigkeit, Wohnraum für Familien zu schaffen.
Die Grundrisse belegen dies: Einerseits gibt es großzügige Wohnbereiche, anderseits wurden je drei oder sogar vier Schlafzimmer pro Wohnung realisiert, was den Bedürfnissen von Familien entspricht, die im heutigen Wohnungsbau allzu oft vernachlsässigt werden. Jede Wohnung verfügt über zwei Balkone, die Wohnung im obersten Geschoss tendiert aufgrund ihrer Größe gar ins Luxuriöse. In diesem Sinne steht das Haus beispielhaft für die verdichtete Typologie des Mehrfamilienhauses, die sich zunehmend auch im dörflichen Kontext Raum schafft und ein eher städtisch konnotiertes Wohnkonzept ins Ländliche trägt. (gh)
Fotos: Aytac Pekdemir
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