Die neue Bibliothek „José Vasconselos“ in Mexiko-City, nach Entwürfen des mexikanischen Architekten Alberto Kalach gebaut, wird am 22. Januar 2007 in einem Artikel in „Noticias des Arquitectura“ als eine der bedeutendsten modernen Bibliotheken des Internet-Zeitalters hervorgehoben.
Der Entwurf von Alberto Kalach konnte sich in einem internationalen Wettbewerb gegen Teilnehmer wie z. B. Peter Eisenman, Rem Koolhaas, Kengo Kuma, Dominique Perrault, Eric Owen Moss, David Chipperfield, MVRDV und Herzog & de Meuron durchsetzen.
Für den 2006 eröffneten Bibliotheks-Neubau werden täglich ca. 14.000 Besucher erwartet, womit er eines der wichtigsten und ambitioniertesten Kultur-Projekte der Hauptstadt in den letzten Jahren ist. Die neue Mega-Bibliothek ersetzt die „Mexiko-Bibliothek“ von 1946 (Architekt: Abraham Zabludowsky) und spielt als Hauptgebäude im Netz der öffentlichen Bibliotheken Mexikos die Rolle des „elektronischen Zentralhirns“.
Im Gegensatz zur klassischen Nationalbibliothek Mexikos (BNM) ist der Neubau von Alberto Kalach für die Allgemeinheit geöffnet, mit frei zugänglichen Bücherregalen für jedermann und mit angemessenen Räumlichkeiten für Kinder und Jugendliche. Es soll ein Maximum gesellschaftlicher Gruppierungen für das Lesen interessiert werden, vor allem diejenigen, die ansonsten weniger geneigt sind, eine öffentliche Bibliothek zu besuchen. Hierfür werden nun multifunktionelle, komfortable Flächen angeboten. Die alte BNM von 1867 hingegen soll weiterhin der Forschung vorbehalten sein.
Die neue Bibliothek hat sich das nationale Programm „Hin zu einem Land der Leser“ auf die Fahnen geschrieben und ähnelt von daher außen einem Sarkophag. Warum? Nicht, weil hier das Lesen begraben wird, im Gegenteil: In Mexiko versteht man das Symbol eines Sarkophages als das einer kulturellen Schatzkammer, das symbolisch das Erbe des menschlichen Wissens verwahrt.
Essenziell besteht die Bibliothek im Entwurf aus einer 91 Meter langen und 36 Meter hohen zentralen Galerie, in der alle metallenen Bücherregale aufgestellt sind. Diese stellen, um in der Mumiensymbolik zu bleiben, das Rückgrat dar, das bis zu 1,75 Millionen Bände aufnehmen kann. Direkt dahinter befinden sich adäquate Leseräume, die den Blick durch Blendschutz-Lamellen nach draußen auf den das Gebäude umgebenden Botanischen Garten eröffnen. Eigens für die neue Bibliothek angelegt und mit seinen 26.000 Quadratmetern Fläche eine wichtige innerstädtische Grünfläche in Mexiko-City, dient der Garten auch der Dämpfung des enormen Verkehrslärms der Metropole.
Mit zahlreichen Ausstellungsräumen, einem Museum, Shop, Postämtern, Caféterien, Konferenzräumen, einem Hörsaal, einer Phonothek, einem Sprachenzentrum, einem Musiksaal, behindertengerechten Räumlichkeiten und etwa 1.000 Internetarbeitsplätzen ist der Neubau gut für seine neuen Aufgaben gerüstet. Ein Höchtsmaß an natürlicher Belichtung und Belüftung sowie Regenwassernutzung für die Grünanalagen sind nur drei Beispiele aus dem Katalog des ökologischen Gebäudekonzepts.
Till Wöhler
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Till Wöhler | 24.01.2007 11:20 UhrKalach
Kalach: ist korrigiert! Meine Quellen boten beide Versionen an: hatte mich dann für das lateinische C entschieden. Danke jedenfalls!