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28.10.2024

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Von der Natur zurückerobert

Meeresforschungs- und Bildungszentrum in Mazatlán von Tatiana Bilbao Estudio


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Zwischen dem mexikanischen Festland und der Halbinsel Baja California liegt der Golf von Kalifornien. Das Ökosystem ist Heimat vieler bedrohter Tierarten: Zeitweise leben hier etwa Buckel- und Grauwale, Mantarochen sowie Lederschildkröten. Um diesen Naturraum zu erforschen und zu bewahren, entstand in der am Golf gelegenen Stadt Mazatlán 2023 das Bildungs- und Forschungszentrum Sea of Cortez Research Center. Der Entwurf des brutalistisch anmutenden Baus stammt von Tatiana Bilbao Estudio aus Mexiko-Stadt.

Den Arbeiten von Tatiana Bilbao haftet oft etwas Poetisches an. So gibt es auch beim Meeresforschungszentrum ein fiktives Konzept: Das Gebäude sei eine von der Natur zurückeroberte Ruine, so die Architekt*innen. Passend dazu formulieren sie eine Geschichte, die in der Zukunft spielt: „Im Jahr 2289 entdeckten wir das Gebäude, dessen Zweck nicht klar war. Wir wussten, dass es im Jahr 2100 überflutet worden war.“

Ausgehend von dieser in der Zukunft entdeckten Ruine entwickelten Tatiana Bilbao Estudio ihren Entwurf. Das Gebäude liegt inmitten eines ebenfalls neu gestalteten, weitläufigen Parks, der 2021 eröffnet wurde. Auf drei Ebenen und 17.300 Quadratmetern bietet das Sea of Cortez Research Center Raum für Veranstaltungen, Seminare und Ausstellungen. Des Weiteren wurden Labore und Büros sowie Bereiche für die Erhaltung endemischer Arten untergebracht.

Die überdimensionierten Wände sind wie ein großes Baukastensystem in einem orthogonal strukturierten Raster zusammengesteckt. Der Aufbau solle die Natur dazu ermutigen, sich ihren Raum zurückzuerobern, sagen die Architekt*innen. Innen wie außen ist der Kontrast zwischen rauen Oberflächen und wucherndem Grün prägend, was das Konzept der „Ruine“ unterstreicht. Für die Wände wurde Beton mit Pigmentzusatz und eine Sperrholzschalung verwendet. Die Böden bestehen aus gewaschenem pigmentiertem sowie poliertem Beton.

Der Besuch gestaltet sich als eine Art inszenierte Reise: Über eine lange Treppe begibt man sich zunächst auf das Dach des Gebäudes, um dann wieder in eine bunkerartige Architektur hinabzusteigen. Vom Eingangsbereich geht es zu den Ausstellungen, die die vier Hauptökosysteme der Region – Meer, Küste, Land und Wald – erkunden. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich frei zu bewegen und jederzeit zwischen Innen- und Außenbereichen zu wechseln. Öffentliche Labore und ein Auditorium ermöglichen zudem einen tieferen Einblick in die Forschungsarbeit. (dsm)

Fotos: Juan Manuel McGrath,  Tatiana Bilbao Estudio by Tonatiuh Armenta


Zum Thema:

Mehr über Tatiana Bilbao und ihre Arbeit gibt es in der Baunetzwoche#346 zu lesen.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

peter II | 30.10.2024 08:59 Uhr

danke!

muss mich den kommentaren 1, 3, 4 und 6 voll und ganz anschließen. ein formidables haus, das mit den ressourcen, die es zweifelsohne verbraucht, etwas wunderbar positives anfängt.

auch hierzulande wird an allen ecken gebaut und co2 verbraten, aber mit müdem, uninspiriertem, meist rein funktionalistischem ergebnis. wir produzieren zu 95% gebäude, die man in 30-50 jahren wird abreißen wollen, und die hiesigen architekten denken oftmals noch wow, wie kreativ und toll sie wären.

wie schön und befreiend zu sehen, dass es auch anders geht!

6

auch ein | 29.10.2024 17:40 Uhr

architekt

Gebäude, die als Graupappenmodell reizvoll aussehen, verfügen wie dieses meist über eine starke ablesbare Idee, diese gereicht dann zumeist auch den realisierten Gebäuden zu einer über deutsche Rationalität hinausgehende Poesie, räumliche Raffinesse und in diesem Fall einer starken Einbettung der musealen Inhalte in einen würdigen räumlichen Rahmen. Wie das dann in 200 Jahren aussieht, werden wir vermutlich alle nicht mehr erleben, vermutlich muss es auch kurzfristig keinen Vergleich mit einer deutschen Museumskiste scheuen. Wird vermutlich grün, der Beton verfärbt sich und im Inneren wird es feucht und hoffnungsfroher weise häufig kühl.

In diesem Sinne,
planen und bauen Sie Dinge, die uns überraschen und die Welt bereichern!

5

jenatsch | 29.10.2024 15:08 Uhr

technokratischer Einwand

Durch das verkopft-akademische Konzept hat das Projekt etwas von einer ambitionierten Diplomarbeit. Selbst mit billigster Graupappe ein reizvolles Modell. Die durch den verschwenderischen Gebrauch überdimensionierter Wandscheiben entstehenden Raumsituationen sind m.E. nur teilweise gelungen, die subtropische Vegetation ist allerdings hilfreich. Und seiner im Narrativ vorweggenommenen Überflutung in 2100 leistet der Bau durch den hemmungslosen Gebrauch von Zement jedenfalls Vorschub.

4

Achim Kosch | 29.10.2024 11:12 Uhr

Poesie

Wunderbar

Das wäre in Technokraten-Deutschland nicht umsetzbar

3

Candela | 29.10.2024 09:10 Uhr

Architektur lebt... woanders!

So schön zu sehen, dass es in der Welt was anderes gibt als das, was hier in DE gebaut wird!
Schönes Projekt!

2

ulknudel | 28.10.2024 20:07 Uhr

bitte noch mal in

200 jahren fotografieren

1

peter | 28.10.2024 16:19 Uhr

als würde es schon jahrzehnte dort stehen...

wunderbares ding!

 
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