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16.01.2019

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Japanisch Waldbaden in Bayern

Meditationshaus von Kengo Kuma bei Garmisch-Partenkirchen


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Von Florian Heilmeyer

Es ist ein ausgesprochen stilles kleines Haus, das Kengo Kuma für das 5-Sterne-Hotel Kranzbach am Fuß des Wettersteingebirges entworfen und in Zusammenarbeit mit Studio LOIS (Innsbruck) realisiert hat. Kaum sichtbar scheint es sich zwischen die hohen Fichtenstämme zu ducken. Erst sieht es aus wie ein Holzstapel im Wald, dann wie ein Forstwirtschaftsgebäude oder eine Sauna. Man betritt es durch seine geschlossene Seite, wo die Bretter aus Weißtanne so gegeneinander verdreht sind, dass sie wie geflochten wirken oder an einen Tannenzapfen erinnern. Ein erster kleiner Raum dient als Umkleide und für die Teezeremonie. Der Hauptraum öffnet sich an drei Seiten mit raumhohen Glasscheiben zum Wald. Man steht auf Eichendielen, über dem Kopf finden die verflochtenen Weißtannenbretter ihre Fortsetzung. Einziges Einrichtungsstück: ein großer, runder Gong.

Bislang hatte die Hoteliersfamilie Edinger alle Um- oder Anbauten am Schloss selbst durchgeführt: David Edinger, der Sohn des Hoteliers Jakob Edinger, ist Architekt. Als aber die Idee mit dem Meditationshaus aufkam, war der Wunsch nach einem fernöstlichen Meister groß. Die Wahl fiel auf Kuma. In seiner Architektur fanden die Edingers den gesuchten Respekt vor Natur und Landschaften, den sie sich vorstellten. Eine japanische Mitarbeiterin schrieb einen Brief an Kuma, und der ließ sich überzeugen. Eine Geistesverwandtschaft habe er mit den Edingers gespürt, sagt Kuma heute, vielleicht war es aber auch einfach eine schöne Nebenbeschäftigung: Gerade erst wurde sein V&A-Museum in Dundee eröffnet, im Herbst 2019 soll das Olympiastadion in Tokio fertig werden.

Die Entstehungsgeschichte wirkt herrlich entschleunigt: Zwei Stunden seien Jakob Edinger und Kengo Kuma ums Hotel Kranzbach spaziert, heißt es, dann blieb der Japaner mitten im Wald stehen: „Hier ist es. Hier bauen wir.“ Der Bauplatz liegt zwar nur fünf Gehminuten von der Rezeption entfernt, aber doch so tief hinter den Baumstämmen, dass man die Schlossbauten des Hotels nicht mehr sieht. 1915 waren sie nach Plänen der Architekten Detmar Blow und Fernand Billerey für die Engländerin Mary Isabel Portman errichtet worden, später lange von der evangelischen Kirche genutzt, 2003 von den Edingers gekauft.

Der Bauplatz wurde so abgesteckt, dass möglichst wenige Bäume gefällt werden mussten. Diese wurden im Winter gehauen, so konnten sie über eine dicke Schneedecke und mit einem Pferd möglichst umweltschonend aus dem Wald gezogen werden. Schon zur Eröffnung waren quasi keine Spuren der Baustelle mehr im Wald zu sehen. Auch wenn die Bäume und vielen Bretter am Haus einen Holzbau suggerieren: Unter dem Holz versteckt sich Stahl, damit der große Raum so pfeilerfrei und offen wie möglich konstruiert werden konnte.

Die „Harmonie mit dem Wald“ sei ihm besonders wichtig gewesen, sagt Kuma, und so wie der Wald einen vielschichtigen Filter für Licht und Luft darstellt, so soll auch sein Haus die Eindrücke filtern. Man kann eine große Schiebetür öffnen, dann gelangen auch die Geräusche und Gerüche hinein, und es entsteht wirklich so etwas wie das „Waldbaden“ – das Shinrinyoku, das in Japan seit den 1980ern als Therapie für Großstädter entdeckt wurde.


Video:





Zum Thema:

Im ARCHlab-Video erklärt Kengo Kuma seinen Entwurf für das Projekt Z58 in Shanghai. Die Videoreihe ARCHlab ist eine Koproduktion von BauNetz und Prounen Film, mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts und der Firma GIRA. Alle Videos sind wahlweise in Originalfassung oder mit deutscher und englischer Synchronisation abrufbar. Mehr Filme gibt es hier.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

Stele | 07.08.2024 11:09 Uhr

dynamische Decke

Wie diese dynamischen Bretterdecke Ruhe ausstrahlt ist mir auch ein Rätsel, darüber lässt sich jedoch wunderbar bei dem Ausblick sinnieren!

10

Stadtplanerin | 21.01.2019 13:27 Uhr

Genuss

Für mich wirklich schön anzuschauen.

Frage mich nur wie die Hoteliers die Baugenehmigung im Wald erhalten haben?

Übrigens: Bäume werden im Wald üblicherweise im Winter gefällt (da im Sommer verboten) und das mit dem Pferd ist auch nicht unüblich.

9

a_C | 18.01.2019 16:00 Uhr

Schöne Zweifel

Ästhetisch macht das Gebäude einiges her. Toll, wie sich aus dem Holz (sic) ein so luftiger, fast schwebender Bereich herauslöst! Aber ist es aus konstruktiver Sicht heraus auch 'intelligent'? Und wenn nicht, darf es das in dem Maße!?

Ich habe nämlich das Gefühl, dass ein guter Teil der verzahnten Bretter konstruktiv gar nicht 'wirksam' ist, d.h. aus statischen Gründen gar nicht benötigt werden würde und wie eine bizarre Sonderform einer 'abgehängten Decke' erscheint. Das fände ich schade. Oder übersehe ich hier etwas?

8

Lotte Blum | 18.01.2019 11:59 Uhr

Holz

Das mag ja eine blöde Frage sein, aber wieso werden Fichten gefällt und dann werden Bretter der Weißtanne verwendet? Wäre es nicht schlauer gewesen, diese mit dem Pferd rausgezogenen Bäume für das Haus zu verwenden - auch in Sachen Nachhaltigkeit?

Ansosnten ein sehr schönes Haus.
Fußbodenheizung mitten im Wald. Naja gut. Meditation de Luxe eben.

7

Tine Wittler | 17.01.2019 14:38 Uhr

Neid gelöst, aber wenn ich das Pferd wäre...

Ein schöner Raum ist enstanden, eine Idee wurde anspruchsvoll und wertig umgesetzt - gar keine Frage...

Was mich stört ist die Mär des behutsamen und nachhaltigen Umgangs mit dem Wäldchen bei diesem Bauvorhaben.

Und bei Kommentar 2 gehen mir dann entgültig die Pferde durch:
Jetzt mal Butter bei die Fische:
Mit dem Pferdefuhrwerk im Winter die erlegten Bäume aus dem Wäldchen ziehen, dann aber später im Frühling und Sommer mit großem Gerät Beton anmischen, Dachstuhl aus Stahl mit Kranwerk stellen und anschließend mit Abdichtungsbahnen von der chemischen Bauindustrie die Hütte dicht machen - damit der gestresste Großstadtbewohner beim Yoga im Wald keine kalte Füsse bekommt....

Einzig bewundernswert bleibt die Fähigkeit der Naivität des Meschen und die Mär der Nachhaltigkeit...

6

Christoph Wetsch | 17.01.2019 12:32 Uhr

und wer denkt an die Vögle!!! :)

Vögel fliegen im Wald nur sehr selten auf dieser Höhe...
Die landen da vielleicht mal wenn sie Nahrung gefunden haben und starten dann wieder. Aber sonst sind da viel zu viele Äste um schnell zu fliegen ';)

5

zoio | 17.01.2019 11:09 Uhr

ich persönlich...

mag das gebäude. löst euch doch mal von eurem neid und schaut euch einfach diesen ausblick an! es ist schön eingebunden und lädt doch wirklich zur meditation ein.
das mit den vögeln die dagegen fliegen könnte, sehe ich aber tatsächlich auch kritisch.
und wenn jemand den handwerkern nicht vertraut, hat er wohl eigene schlechte erfahrungen gemacht..

4

mages | 17.01.2019 09:03 Uhr

»Brettstapeldecke«

Die Kunst des Meditierens besteht in diesem Raum möglicherweise darin, die Gedanken daran zu vertreiben, dass sich eines der Bretter von der Decke lösen könnte, wärend man mit verschränkten Beinen darunter sitzt...

3

Mike | 16.01.2019 20:48 Uhr

Wald

sorry, etwas weniger Schnittholz wäre mehr.
Es geht doch um den Wald, - oder?

2

Gerhard Fuetterer | 16.01.2019 19:14 Uhr

Meditationshaus in Garmisch - Partenkirchen

allein der Umgang mit der Natur, der Respekt die Sorgfalt und die Zusammenarbeit sind einzigartig und bewundernswert.
Bei so Etwas mitzuarbeiten ist ein Geschenk das dem Bauherrn, dem Architekt , dem Unternehmer und vor allem den Arbeitern größtes Lob zollt.
Solche Erfahrungen habe ich als Bauleiter im Sudan erfahren dürfen. Bravo

1

joscic | 16.01.2019 17:58 Uhr

Erleuchtung included

muß es wohl im Hotelprospekt heißen. Warum geht man aber in ein Haus, wenn man im Wald baden will - wasch mich aber mach mich nicht nass? Schade nur um die schöne Harmonie, wenn ab und zu ein dumpfer Aufprall eines Vogels auf die kaum sichtbaren raumhohen Glasscheiben die Ruhe stört. Schade auch um das schöne Holz.

 
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Ineinander gesteckte Bretter aus Weißtanne ergeben ein Raster, das an einen Tannenzapfen erinnert.

Ineinander gesteckte Bretter aus Weißtanne ergeben ein Raster, das an einen Tannenzapfen erinnert.

Mit der Schiebetür kann der Meditationsraum zum Wald hin geöffnet werden.

Mit der Schiebetür kann der Meditationsraum zum Wald hin geöffnet werden.

Decke des Meditiationsraums mit den „geflochtenen“ Holzbrettern

Decke des Meditiationsraums mit den „geflochtenen“ Holzbrettern

Blick in den Meditionsraum mit Gong

Blick in den Meditionsraum mit Gong

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