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02.04.2015
Wechselspiel
Mediathek in Choisy-le-Roi
In den Pariser Banlieues, so wurde vor ein paar Monaten bekannt, sind öffentliche Bibliotheken die größten Opfer der sozialen Unruhen. Sollen sie doch eigentlich den Kids der Satellitenstädte Bildung näherbringen, so sind sie für eben jene Jugendlichen zum Symbol für eine mangelnde Integration in die französische Gesellschaft geworden. 70 Bibliotheken haben in den letzten Jahren in den Banlieues gebrannt. Trotzdem hat die unweit von Paris liegende Stadt Choisy-le-Roi an der Seine kürzlich eine neue Mediathèque – das französische Äquivalent zur deutschen Stadtbibliothek – eröffnet. Brenac+Gonzalez & Associés haben den Bau entworfen.
Der spiralförmige Grundriss der Mediathèque ist symbolisch. Als Zeichen für „Fortschritt“ und „Bildung“ versteht das Pariser Büro die Spiralform, die sich im ersten und zweiten Obergeschoss aus einem dreieckigen Sockelgeschoss herauswindet. Im Erdgeschoss sind zunächst ein Empfangssaal sowie der große Lesesaal untergebracht. Oben gruppieren sich einzelne Sektionen in einem offenen Raum um den tetraederförmigen Innenhof.
Tetraeder, Dreieck – die Architekten haben sich bei diesem Gebäude für extreme Grundformen entschieden. Das Wechselspiel aus großformatigen Fenstern und einer Metallfassade, eine Doppelverkleidung aus Aluminium und Vorhanggitter, antwortet mit klaren Farben und reduziertem Materialmix auf die expressionistischen Spitzen und Einschnitte des Baus.
Für die spitz zulaufende Kante zum Seine-Ufer haben Brenac + Gonzalez & Associés das richtige Symbol parat: Wie ein Schiffsbug soll sie aussehen, als Anspielung auf den ehemaligen Hafen in Choisy-le-Roi. Ob so viel Bildkraft in der Architektur auch vor Vandalismus schützt? (sj)
Fotos: Sergio Grazia
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Mehr Bibliotheken in der Baunetzwoche#401 „Artgerechte Buchhaltung“
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