Der Name birgt Verwechslungsgefahren: Der European Prize for Architecture, ausgelobt vom European Centre for Architecture Art Design and Urban Studies sowie dem Chicago Athenaeum ist nicht zu verwechseln mit dem Philippe Rotthier European Prize for Architecture, welcher ebenfalls kürzlich vergeben wurde. Doch so sehr sich die Namen auch gleichen, die Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich: Während Rotthier auf regional verwurzelte und mit natürlichem Materialien gebaute Projekte setzt, zeichnet der erstere Preis vorrangig etablierte Architekt*innen mit „Europas höchster Auszeichnung für Architektur“ aus. In diesem Jahr geht diese an Francine Houben und Dick van Gameren vom niederländischen Architekturbüro Mecanoo.
Christian Narkiewicz-Laine, Leiter des Chicago Athenaeum, lobte das Büro als „eines der kreativsten und modernsten Büros Europas“ und hob dessen „einzigartige Lösungen für jede unterschiedliche Situation“ hervor, „in denen die Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Landschaft und Interieur auf nicht-traditionelle Weise kombiniert“ und Gebäude geschaffen werden, die auf „(un)vorhersehbare Veränderungen vorbereitet sind“. Gelobt wurde außerdem der menschenzentrierte Ansatz der Entwürfe, der den Nutzer*innen auf ökologisch, ökonomisch und sozialer Ebene zugutekomme. Nach der Firmengründung 1984 in Delft begannen Houben und van Gameren mit der Planung von Sozialwohnungen und entwickelten sich in den folgenden 30 Jahren zu einem internationalen Büro mit Ablegern in Delft, New York und Kaohsiung, Taiwan.
Insbesondere ihre öffentlichen Bauten erlangten Bekanntheit, beispielsweise die Bibliothek der TU Delft (1993–98), die sich durch einen kegelförmigen Turm mit offenen, als Galerien angelegten Arbeitsräumen und einem von außen begehbarem Gründach in Form eines Hügels auszeichnet. Spannend ist auch der Umbau der Martin Luther King Jr. Memorial Library in Washington D.C. aus dem Jahr 1972 von Mies van der Rohe, durch den der Bau nicht konserviert, sondern für heutige Bedürfnisse des öffentlichen Lebens in die Gegenwart transformiert wird. Mecanoo brachten viel Licht in die Bibliothek und ergänzten sie um ein weiteres Geschoss und einen Dachgarten, was auch in der Baunetzwoche#578 nachzulesen ist.
Zu den früheren Preisträger*innen des European Prize for Architecture gehören unter anderem: Bjarke Ingels, Graft Architects, TYIN Architects, Marco Casagrande, Alessandro Mendini, Sergei Tchoban und Henning Larsen Architects. Im vergangenen Jahr ging der Preis an den österreichischen Architekten Wolfgang Tschapeller.
Text: Ariann Schwarz
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Christoph Macholz | 23.08.2021 19:21 UhrBüro- Geschichte
Ein wohlverdienter Preis für all die vielfältigen schönen und spannenden Projekte!
Allerdings war Dick van Gameren zwar ab 1988 eine Zeit lang als Mitarbeiter bei Mecanoo, aber erst seit 2013 als Teilhaber wieder dabei. Die nach und nach ausgeschiedenen Mit- Gründer sind in der Bildunterschrift aufgezählt.