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16.09.2009

Falsche Leibungen

Max Dudler baut Schloss-Besucherzentrum in Heidelberg


Rund eine Millionen Menschen besuchen jährlich das Heidelberger Schloss, das zu den bedeutendsten Bauwerken der Renaissance nördlich der Alpen gehört und mit Sicherheit eines der Bauwerke ist, das Amerikaner am ehesten mit Deutschland verbinden.
Um dem gigantischen Touristenansturm Herr zu werden, wurden nun die Pläne für ein vom Büro Max Dudler (Berlin/Zürich) geplantes Besucherzentrum vorgestellt. Der Entwurf war aus einem im Mai diesen Jahres entschiedenen Wettbewerb als Sieger hervorgegangen.

Das neue Besucherzentrum bezieht sich städtebaulich vollkommen auf das seit dem 18. Jahrhundert rein museal genutzte Schlossareal mit den dort vorhandenen Gebäuden und Gebäudefragmenten der Renaissancezeit. Der Bau befindet sich neben der ehemaligen Sattelkammer und dem Gärtnerhaus, zwischen deren unterschiedlichen Höhen und Baufluchten er vermitteln möchte. Zusammen betrachtet bilden die drei Gebäude den räumlichen Abschluss des Stückgartens.

Max Dudler erläutert dazu: „Zwischen dem neuen Baukörper und der Sattelkammer bzw. dem Gärtnerhaus bilden sich zwei Vorplätze, über die man zur Rückseite des Gebäudes gelangt. Diese Vorplätze werden begrenzt durch eine historische Stützmauer. Zwischen dieser und dem neuen Gebäude wird eine überhöhte Gasse erzeugt, um die Fundamente der Mauer zu schützen bzw. um das ursprüngliche Niveau zu erhalten.“

Im neuen Gebäude sind Kasse, Shop, Aufenthaltsräume für Führungen und vor allem dringend benötigte neue Toiletten untergebracht. Eine Dachterrasse gewährt einen erhöhten Blick auf das Schloss. Mit dem neuen Besucherzentrum wird auch die Logistik der Besucherströme besser koordiniert werden können. So soll es in Zukunft auch möglich sein, zeitversetzt zwei Gruppenführungen anzubieten. Während die erste Gruppe sich auf der Terrasse befindet und später über die Außentreppe nach unten geführt wird, kann sich die nächste Gruppe im Sammelraum einfinden.

Vor allem die Leibungstiefe der Fenster des Neubaus ist erstaunlich: Sie soll in etwa zwei Meter betragen – ähnlich der Leibungen der historischen Gebäude nebenan. Allerdings handelt es sich dabei um Fake-Leibungen: Eigentlich bestehen diese nämlich aus zwei Wänden, in deren Inneren sich Nebenfunktionen wie Technikräume und Treppen befinden.

Die Fassade besteht aus dem ortstypischen roten Sandstein, der maschinell gespalten wird, wodurch die Massivität des Steins noch deutlicher wird, ähnlich dem historischen Bruchsteinmauerwerk. Im Inneren werden Wände und die Decke verputzt sein und die Einbauten und Türen aus dunklem Holz bestehen.


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