Boutique-Hotel, Pool mit Blick auf den Alexanderplatz, Galerie und Sterneküche – was nach Konkurrenz für das Berliner Soho House klingt, ist Teil des Raumprogramms für ein medizinisches Kreativzentrum. Bauherr ist kein Privatclub-Betreiber, sondern der weltweit erfolgreichste Prothesenhersteller Otto Bock Health Care. Der Masterplan für „Bötzow Berlin“ auf einem 24.000 Quadratmeter großen ehemaligen Brauerei-Areal in Prenzlauer Berg wurde gestern von David Chipperfield Architects vorgestellt.
Bereits 2009 hatte Otto Bock-Firmenchef Hans Georg Näder 20 Millionen Euro in die Hand genommen, um das Traditionsunternehmen mit Firmensitz in Duderstadt aus der niedersächsischen Provinz zurück an seinen Gründungsort Berlin zu bringen. Mit dem Otto Bock Science Center, einem weißen Solitär mit abgerundeten Kanten von Gnädinger Architekten, entstand nahe des Potsdamer Platzes eine Art begehbare Visitenkarte für die Medizintechnik.
Nun investiert Näder weitere 250 Millionen in der Hauptstadt, um die Brauerei zu einem zweiten und deutlich größeren Berliner Firmensitz aufzubauen. Vor vier Jahren hatte der Geschäftsführer das Grundstück der einst größten Privatbrauerei Berlins erworben, das seit den frühen 90er Jahren mehrfach den Besitzer gewechselt hatte.
Das Bestandsgebäude soll zum Kern des Projekts werden, derzeit werden die historischen Gewerberäume von dem Potsdamer Büro vangeisten.marfels.architekten denkmalgerecht saniert. Schon ab 2017 soll hier das „Otto Bock Future Lab“ entstehen, ein „Drehkreuz für die Berliner Maker-Szene, zu der Hard- und Softwareentwickler, Designer, Künstler, Ingenieure und Erfinder zählen“. Außerdem soll ein „Medical Care Center“ mit Boutique-Hotel und Reha-Lofts einziehen. Neben der Nutzung durch den Hightech-Prothesenhersteller wird das Brauereigebäude in seinen Gewölben „Lebensmittelmanufakturen, Räume für Veranstaltungen und einen Club“ beherbergen.
Chipperfields Masterplan sieht vor, das derzeit abgeschottete Areal zur Stadt hin zu öffnen. Die Architekten sind vor allem für die bauliche Erweiterung auf dem freien Teil des Grundstücks verantwortlich. Um den Ort durchlässig und öffentlich zu gestalten, planen sie drei Baukörper. Diese sollen das Gelände strukturieren, Zugänge von der Prenzlauer Allee/Ecke Saarbrücker Straße schaffen sowie einen zentralen Platz flankieren.
An die Tradition des Ortes anknüpfend, wird eines der drei Bauvolumen eine Mikrobrauerei beherbergen, an die sich – wie zu Betriebszeiten der Bötzow-Brauerei – wieder ein Biergarten anschließt. Außerdem wird Näder seine Kunstsammlung in einem der noch zu entwerfenden Häuser unterbringen. Ein weitere Neubau entlang der Prenzlauer Allee solle „zur Anlaufstelle für Schwimmfreunde aus dem Kiez“ werden, hierfür ist ein Pool mit Ausblick auf den Berliner Fernsehturm geplant.
Zum 100. Jubiläum von Otto Bock im Jahr 2019 soll der gesamte Masterplan umgesetzt sein. Derzeit bauen David Chipperfield Architects ein Stadt-Palais in der Französischen Straße und die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel in Berlin. Außerdem arbeitet das Büro mit frisch erweitertem Sitz in der Auguststraße an Plänen für das Ku-Damm-Karree. (lr)
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| 23.05.2014 22:18 Uhrich finds bombe !! bin auch gespannt wie der kiez in der badewanne schwimmt...