In Badenweiler am südwestlichen Rand des Schwarzwalds wird – wie auch im weitaus bekannteren Baden-Baden – schon etwas länger gebadet: Bereits die Römer erfreuten sich an den dortigen Thermalquellen. Im 19. Jahrhundert verwandelte sich der Ort in ein beliebtes Kurbad, wovon heute noch zahlreiche mondäne Altbauten und Hotels zeugen. Der Badebetrieb findet noch immer standesgemäß im historischen Markgrafenbad statt, das sich über die Jahrzehnte hinweg dank mehrerer Umbauten in die heutige Cassiopeia-Therme verwandelt hat. Zu wochenlanger Kur kommt jedoch nur noch ein Teil der Besucher, dafür konnte sich Badenweiler inzwischen als Wellness-Naherholungsziel etablieren. Das ist wiederum einer der Gründe, warum die Anlage nun im Zuge einer umfassenden Sanierung funktional erweitert werden soll.
Vorgesehen ist hierfür ein Grundstück westlich der bestehenden Therme im Zentrum des Städtchens, das – wie die historische Anlage – in den nahen Kurpark übergeht. Dort befinden sich auch Reste des römischen Bades. Im Rahmen eines offenen zweiphasigen Wettbewerbs galt es, mit dem Bestand von 4.970 Quadratmetern zu arbeiten und gleichzeitig eine Erweiterung von rund 3.700 Quadratmetern zu planen. Als Nutzung wünscht man sich für diesen neuen Teil neben zusätzlichen Sauna-, Bade, und Wellnessangeboten auch Ruhebereiche für die bestehenden Bäder. Zugleich erhoffen sich die Verantwortlichen vom Projekt eine Stärkung der städtebaulichen Präsenz der Cassiopeia-Therme.
Unter dem Jury-Vorsitzenden Fred Gresens von der Architektenkammer Südbaden konnten schließlich Marte.Marte Architekten den Wettbewerb für sich entscheiden – insgesamt elf Büros, vor allem aus der Region, hatten sich beteiligt. Das Projekt der Feldkircher Architekten sieht eine terrassierte Anlage vor, die das Stadtzentrum um einen reduzierten Bau mit parabelförmigen Bögen bereichert. Das Ergebnis des Wettbewerbs im Überblick:
- 1. Preis: Marte.Marte Architekten mit GMI Ingenieure - Peter Messner (Dornbirn)
- 2. Preis: Kauffmann Theilig & Partner (Ostfildern) mit Kannewischer Ingenieurgesellschaft (Baden-Baden)
- 3. Preis: Lehmann Architekten (Offenburg) mit Ingenieurgruppe Freiburg (Freiburg)
- 4. Preis: K9 Architekten (Freiburg) mit Planungsbüro für Elektrotechnik (Bühl-Neusatz)
- 5. Preis: Habammer Leiber Architekten (Freiburg) mit Ingenieurbüro für Gebäudetechnik Häberle (Oberrimsingen)
Welches Gebäude ist das richtige für einen kleinen Ort von rund 4.000 Einwohnern, der vor allem durch seine touristischen Nutzungen geprägt ist? Mit dem Projekt von Marte.Marte entschied die Jury klar zugunsten einer markanten Architektur, die sich dank eines kompakten Kopfbaus trotzdem gut einfügt. Die Stringenz der Fassade, die im Jurybericht mit Blick auf den heterogenen Bestand eher kritisch gesehen wird, macht dabei einen wesentlichen Teil der Wirkung des Projekts aus. Hier ist der Bauherrenschaft vom Land Baden-Württemberg – es handelt sich bei Badenweiler schließlich um ein Staatsbad – der nötige Mut zu wünschen, das Projekt auch entsprechend der Ideen der Architekten umzusetzen.
Dass ein kleinteiliger Ansatz nämlich nicht unbedingt besser funktioniert, zeigen einige der anderen preisgekrönten Entwürfe, bei denen sich die Erweiterung in verschiedener Ausdifferenzierung den Hang hinunter entwickelt. Was auf den ersten Blick gefälliger daherkommt, dürfte schon in wenigen Jahren beliebig wirken – während der Entwurf der Vorarlberger der Therme auf lange Sicht ein einprägsames Gesicht geben wird. Badespaß hinter schweren Mauern? Dass es nicht immer ein leichter Stahlbau sein muss – wie bei der preisgekrönten Erweiterung der Therme aus den Achtzigerjahren – zeigt ja nicht zuletzt die römische Ruine im Tal.
(sb)
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auch ein | 15.01.2018 15:16 Uhrarchitekt
gibts nur noch bögen?
und warum hat dann nicht der arno gewonnen?