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15.01.2019

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Wenn alte Mauern erzählen

Markthallenumbau von Dominique Coulon bei Straßburg


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Schon von außen lassen die alten, Stein auf Stein errichteten Mauern erahnen, wieviel Geschichte in diesem Gebäude steckt. Zeitschichten, eingeschrieben in Wände und Balken, aufgetürmt und wieder abgeblättert, angebaut und abgerissen. Ursprünglich 1685 als Bauernhof erbaut, zogen im 18. Jahrhundert Weinhändler in den hallenartigen Bau ein. 1870 folgte eine Schnapsbrennerei, bis 100 Jahre später die Kooperative der Schiltigheimer Metzger ein Kühlhaus aus den alten Mauern machte. 1989 kaufte die Stadt das Gebäude samt dreier Remisen und einem angrenzenden Fachwerkhaus und bespielte es fortan mit Kulturveranstaltungen.

2005 aber war auch damit Schluss, mangelnde Sicherheitsstandards verhinderten eine weitere Nutzung. Zehn Jahre stand das Gebäude, das die Schiltigheimer als „Alte Kooperative der Metzger“ kennen, leer, angesichts der schlechten Bausubstanz schien ein Abriss unausweichlich. Bis die Idee mit der Markthalle geboren wurde.

Seit Oktober letzten Jahres ist sie fertig, die neue Markthalle in Schiltigheim, einer dicht besiedelten Vorstadt von Straßburg. Die Remisen wurden abgerissen, die Halle für 3,6 Millionen Euro saniert – vom Straßburger Büro Dominique Coulon & Associés. Deren Faible für Sichtbeton und geometrische Formen, wie es die Architekten an einer Sporthalle in Straßburg, einem Kulturzentrum in Lille und einem Theater in Lothringen vorgeführt haben, kommt auch in Schiltigheim zum Tragen. Ein massiver Betonanbau dient als Außenbereich für das in die Markthalle integrierte Café, großformatige Erker im Obergeschoss der Halle als flexibel nutzbare Kulturräume. 2014 waren Dominique Coulon & Associés als Sieger aus dem Wettbewerb für den Umbau, der knapp drei Jahre dauerte, hervorgegangen.

Käse, Brot, Blumen, Fisch, Fleisch, Gemüse – und Kunst. Auf insgesamt 2.100 Quadratmetern Fläche realisierten die Architekten in der historischen Halle neben dem Markt auch ein Kulturzentrum mit Galerie in den oberen beiden Stockwerken. Der 700 Quadratmeter große Bereich im Erdgeschoss umfasst sieben feste Marktstände, dazu kommen acht wechselnde Händler. Das Programm aus Markt, Läden und Ausstellungsbereich, sowie die Anlage als durchgehende Passage sollen Les Halles du Scilt, wie die Halle seit ihrer Eröffnung heißt, den Status eines öffentlichen Raumes verleihen.

Als typisches Beispiel lokaler Architektur will Dominique Coulon den Bau verstanden wissen, modern und zugleich behutsam im Umgang mit dem Bestand. Schließlich sollte der symbolträchtige Ort im Herzen von Schiltigheim nicht nur neu belebt, sondern auch seine architektonische Integrität erhalten bleiben. Deshalb wurde der Umbau von den Architekten als Prozess gedacht – als Prozess des Weiterbauens eines mehr als 330 Jahre alten Gebäudes. (kat)

Fotos: Eugeni Pons, David Romero-Uzeda


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

STPH | 16.01.2019 07:30 Uhr

kein potemkinsches Dorf

Endlich mal Substanz und nicht nur Fassade vom Nachbarn.

5

staubmeier | 15.01.2019 19:45 Uhr

luxembourg ...


... douze points!

4

Mike | 15.01.2019 18:44 Uhr

Verschmelzung

Sehr schöne Verschmelzung von Alt + Neu. Innen fast noch besser als Aussen. Die vordere Betonüberdach-Skulptur nimmt sich allerdings zu wichtig.

3

Santa Maria | 15.01.2019 16:42 Uhr

100

Punkte

2

ernst | 15.01.2019 16:30 Uhr

schlämme

warum man das mauerwerk nicht weiß geschlämmt hat?! das grau wirkt billig und gefällt mir persönlich nicht. der innenraum ist schick...

1

Georg Döring | 15.01.2019 15:50 Uhr

Miteinander von Alt und Neu

Äußerst gelungen!

 
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