In zwei Hälften getrennt und doch als schwungvolles Ganzes vereint. Die symbolische Bedeutung dieser Fußgängerbrücke für Estlands Hauptstadt Tallinn ist enorm. Nur wenige Schritte von der Altstadt entfernt und in Sichtweite des Kreuzfahrthafens, von wo aus die Fähren auf die Ostsee starten, soll schon bald eine markante weiße Fußgängerbrücke den alten Hafen überspannen.
New Balance 100 heißt das Projekt vielsagend, das damit nicht nur auf die besondere Art der Öffnungstechnik anspielt, sondern auch auf den Anlass für das Projekt: Im Jahr 2018 feiert Estland seinen 100. Geburtstag, die neue Brücke soll das Jubiläum schmücken. Den zugehörigen internationalen Designwettbewerb haben plein06 aus Rotterdam zusammen mit Novarc Group (Tallin) und den niederländischen Ingenieuren Witteveen+Bos gewonnen.
Unter der Leitung von Robbert Jan van der Veen konzipierte das internationale Team eine Fußgängerbrücke, die aus zwei L-förmigen Stahlträgern besteht. Jede für sich kann wie eine bewegliche Schale ihr Gewicht verlagern und so nach oben gefahren werden, wenn eines der Segelboote seinen Ankerplatz im alten Hafen verlassen will. Bemerkenswert sind die beweglichen Gegengewichte, die auch von außen zu erkennen sind. Mit einer wellenartigen Bewegung über den Kai öffnet sich die Brücke, wobei sich die Gegengewichte bewegen, wenn sich die Brücke etwas geöffnet hat. Diese Technik ermöglicht es, das Eigengewicht der Brücke stets im Gleichgewicht zu halten.
New Balance 100 wird, wenn sie Ende nächsten Jahres fertiggestellt ist, Estlands erste bewegliche Zugbrücke sein – eine konstruktive und kulturelle Neuheit, so zumindest bezeichnen es die Planer von plein06. Ob die Brücke auch als neues Symbol taugt, wie es sich die Architekten wünschen, wird sich nach ihrer Inbetriebnahme zeigen. (kat)
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