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28.03.2018

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Theater der Architektur

Mario Botta wird 75 und baut in Mendrisio


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Am 1. April wird der Tessiner Architekt Mario Botta 75 Jahre alt. Botta, da denken viele an das MoMA in San Francisco (1992-95), das Museum Jean Tinguely in Basel (1993-96) oder an die Villen in Riva San Vitale (1971-73) und Stabio (1981). Aber er ist vor allem Lehrer und Mitbegründer der Architekturakademie Mendrisio in der Schweiz, wo im Herbst ein Neubau von ihm eingeweiht wird. Vor wenigen Monaten traf BauNetz ihn bei der Veranstaltung „Architects not Architecture“. Er fuhr mit uns durch Berlin, sprach mit Marta Busnelli über seine Vorbilder Le Corbusier, Louis Kahn und Carlo Scarpa und erklärte, warum es die sogenannte Tessiner Schule nie gegeben hat. 
 
Herr Botta, welchen Eindruck haben Sie von Berlin?
Ich war schon mehrmals hier, die Stadt verändert sich. Ich spüre die Mühe der Menschen, sie zu bereichern. Aber die Globalisierung schadet Berlin. In diesem Sinne ist die einstige große europäische Hauptstadt für mich ein Spiegel der Fragilität der westlichen Welt. Andererseits konnte der Kapitalismus seine Kraft in Berlin noch nicht entfalten. Deshalb gibt es viel Kultur. Der architektonische Ausdruck dieser Kultur aber erscheint mir nur als temporäre Kulisse. Kulturelle Institutionen sollten einen ikonischen Ausdruck, eine Kraft besitzen.
 
Mit dem Humboldtforum entsteht derzeit ein ikonischer Bau – in Form des alten Schlosses.
Der Wiederaufbau des Schlosses ist ein Fehler. Hätte man Oscar Niemeyer in den 1960er Jahren gebeten, ein Schloss zu entwerfen, hätte er einen zeitgenössischen Entwurf gemacht, auf seine Art. Keine Karikatur. Architektur darf nicht wie ein Bühnenbild gemacht werden.
 
Gebaute Bühnenbilder sieht man an vielen Orten der Welt…
Sicher. Alle europäischen Städte haben ihre Schwierigkeiten, in Berlin wird das vielleicht nur am besten deutlich. Ich komme gerade aus China. Die Architektur dort empfinde ich als weniger scheinheilig, im Gegenteil, sie hat den Mut, richtig modern zu sein. In Peking und in Shanghai erlebe ich eine Weltstadt, das, was New York in den 1970ern war.
 
Le Corbusier, Louis Kahn und Carlo Scarpa sind Ihre Vorbilder, haben sie immer wieder gesagt. War es deren Mut, modern zu sein, der sie beeindruckt?
Die Stärke von Le Corbusier war, dass er den Zustand der Gesellschaft in seiner Architektur aufgriff. Während des Kriegs entwarf er für das Existenzminimum, als sich Europa nach dem Krieg erholt hatte, plante er die Ville Radieuse und als man über Städteplanung diskutierte, dachte er sich einen Stadtentwicklungsplan für Algier aus. Leider bin ich ihm nie begegnet. Als ich in seinem Büro in Paris anfangen sollte, ist er gestorben. Ich habe gehört, dass er sehr verbittert gewesen sein soll. In Venedig habe ich zwei Monate mit Louis Kahn gearbeitet. Er war aus meiner Sicht der Erste, der die Grenzen der technologischen Entwicklung erkannt hatte. Er wollte zu den Ursprüngen der Probleme vordringen, und nicht zu den Lösungen. Mit Carlo Scarpa konnte ich fünf Jahre zusammenarbeiten. Er hat mir die Praxis des Bauens vermittelt.
 
Sie haben sich immer dagegen gewehrt, als Architekt der Postmoderne bezeichnet zu werden. Warum?
Die Postmoderne ist eine amerikanische Erfindung, die die Stile mit der Geschichte verwechselt. Das Erinnerungsbedürfnis ist nachvollziehbar, aber die Postmoderne hat dieses Bedürfnis als eine Karikatur dargestellt. Das macht mich wütend.
 
Sie gelten als jüngster Vertreter der sogenannten Tessiner Schule, der auch Aurelio Galfetti, Livio Vacchini und Luigi Snozzi angehören. Welche gemeinsamen Ziele haben sie verbunden?
Die Tessiner Schule gab es nicht in dem Sinne. Wir waren Freunde, die manchmal zusammengearbeitet haben. Jeder von uns hatte seinen eigenen Stil: Aurelio Galfetti war von Le Corbusier inspiriert, Livio Vacchini von Mies van der Rohe und Luigi Snozzi war ein Theoretiker. Wir hatten einen kulturellen Zusammenhalt mit verschiedenen Ausdrucksweisen. Die wahre Tessiner Schule ist die Tradition der Handwerker, die rund um die Seen geboren wurden und in der ganzen Welt gebaut haben. Der große Baumeister des 17. Jahrhunderts, Francesco Borromini, ist einer von ihnen.
 
In den 1990er Jahren haben sie die Architekturakademie in Mendrisio gegründet. Was war ihre Motivation?
Die Akademie ist die erste italienische Architekturschule in der Schweiz. Ich bin überzeugt, dass die Architekturausbildung mehr Geisteswissenschaften als technische Disziplinen braucht. In Mendrisio haben wir die Dominanz der technischen Fächer gegenüber den Geisteswissenschaften umgekehrt: Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Überlegungen. Wir arbeiten sowohl mit Wissenschaftlern als auch mit Philosophen zusammen. Unsere Akademie will keine Lösungen bieten, sondern kritisches Denken fördern. Wegen des Fokus auf die Kunstgeschichte hat uns die Hochschule in Zürich lange kritisiert.
 
Wie vermitteln Sie Ihren Studenten in Mendrisio die Bedeutung von Geschichte?
Das kann man nicht lehren. Louis Kahn sagte einmal, man solle die Vergangenheit wie einen Freund ansehen. Carlo Scarpa sagte, dass nur wer die Vergangenheit respektiert, wirklich modern ist.
 
Was hat es mit Ihrem jüngsten Neubau in Mendrisio, dem Theater der Architektur auf sich?
Das Theater der Architektur ist ein neues Element der Akademie, das ein Dorn im Auge der Schule werden soll. Es soll helfen, den Blick zu weiten und verhindern, dass die Akademie einschläft. Im September 2018 wird es mit einer Ausstellung über Louis Kahn eröffnet.



Interview und Übersetzung aus dem Italienischen: Marta Busnelli / fm


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Mario Botta in Berlin 2017

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Das Theater der Architektur in Mendrisio entstand nach Plänen von Mario Botta.

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Es soll als Forum für den Austausch mit anderen Institutionen dienen, die im weitesten Sinne an Fragen der Kultur des Raumes interessiert sind.

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Es befindet sich auf dem Gelände der Architekturakademie in Mendrisio neben dem Palazzo Turconi...

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