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24.05.2024

Die Kirche als Gemeingut

Manifest und Petition zum Umgang mit bedrohten Kirchenbauten


Der Mai gehört zu den Monaten, in denen die tief in der christlichen Tradition verwurzelten Feiertage – Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, Marienbrauchtum – akkumulieren. Gottesdienste werden jedoch vielerorts immer seltener besucht, Kirchen oft kaum noch genutzt, geschlossen oder gar abgerissen. Zeitlich bestens platziert vor dem langen Pfingstwochenende war daher in der vergangenen Woche die Veröffentlichung des Aufrufs: „Kirchen sind Gemeingüter! Manifest für eine neue Verantwortungsgemeinschaft“.

Initiiert wurde es von Akteur*innen aus Baukultur, Denkmalpflege und Forschung, unterstützt durch ein breit aufgestelltes Bündnis, darunter die Bundesstiftung Baukultur, der Deutsche Städtetag oder die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Initiatorin, Theologin und Kunsthistorikerin Karin Berkemann (TU Dortmund) hat zudem eine Petition gestartet, die bereits zahlreich unterzeichnet wurde.

Angestoßen werden soll eine grundlegende Diskussion zur Zukunft bedrohter Kirchenbauten. Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten der Kirchengemeinden bei der Finanzierung und im Umgang mit dem wertvollen Bestand, sollen Staat und Gesellschaft mehr Verantwortung übernehmen. Da Kirchen und ihre Ausstattungen zu den wichtigsten Zeugnissen des europäischen Kulturerbes gehören, regt die Initiative Kirchenmanifest neue Formen der Trägerschaft an, in etwa durch „Stiftungen oder eine Stiftungslandschaft für Kirchengebäude und deren Ausstattung“.

Relevante Argumente für den künftigen Erhalt und verantwortungsvollen Umgang mit den Kirchenbauten werden im Manifest zusammengefasst und erläutert. So sind Kirchenbauten als „mehrfach codierte“ Orte nicht nur Räume des christlichen Bekenntnisses, sondern auch der Kunst, des Handwerks und der Musik. Sie wirken nach außen stadt- oder dorfbildprägend. Als grundsätzlich öffentliche Räume bieten sie die Möglichkeit zur Teilhabe, zum Engagement und zur Begegnung. Und natürlich sind Kirchen wertvolle materielle Ressourcen. Dies gilt auch für die derzeit besonders gefährdeten, häufig abgewerteten Kirchen der Moderne.

Das Manifest plädiert für einen Paradigmenwechsel weg vom Abriss hin zu Umbau und Weiternutzung von Kirchenbauten: etwa als Kindergärten, Turnhallen, Dorftreffpunkte und öffentliche Versammlungsorte im Stadtquartier, als Konzertsaal, Kunstgalerie oder sogenannte „Tafelkirchen“ und Standorte sozialer Hilfe. (uav)


Zum Thema:

moderne-regional.de/kirchenmanifest


In unserer Jubiläumsausgabe Baunetzwoche#600 stellten wir ein Programm für Umnutzungen von Kirchen der Nachkriegszeit in Nordrhein-Westfalen vor.


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Hürth-Kalscheuren/Nordrhein-Westfalen, St. Ursula: St. Ursula gilt als erste allein vom Architekten Gottfried Böhm geplante Kirche. Sie wurde 2011 zur „Böhm Chapel“, einem Raum für wechselnde Kunstausstellungen, umgewandelt.

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Bad Neuenahr-Ahrweiler/Rheinland-Pfalz, St. Pius: Nach den Flutschäden von 2021 wurde die Kirche, 1969 gestaltet vom Architekten Stefan Leuer, geschlossen. Die Profanierung wurde beim Bistum beantragt, ein Abriss wird diskutiert.

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Coswig, Dorfkirche Klieken/Sachsen-Anhalt: Die in weiten Teilen barocke Fachwerkkirche, nach der deutschen Wiedervereinigung liebevoll restauriert, birgt einen bemerkenswerten Altaraufsatz – ein Flügel stammt sogar aus der Cranach-Werkstatt.

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