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13.01.2016

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Rücktritt eines harten Lenkers

Manfred Rettig baut das Berliner Schloss nicht weiter


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Von Sophie Jung

Er schien der unumstößliche Lenker eines wackligen Gefährts zu sein. Seit 2009 leitete Manfred Rettig als Vorstand der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum die Rekonstruktion des Barockschlosses. Jeglichen Hindernissen zum Trotz – zunächst ohne Nutzungskonzept, kulturpolitisch umstritten, von Spendengeldern abhängig und eingebunden in ein komplexes institutionelles Netzwerk – hat er das Megaprojekt immer vorangetrieben. Je deutlicher sich in letzter Zeit der Schlosskoloss in Berlins Stadtmitte abzeichnete, umso mehr war dieses Bauwerk auch Ausdruck von Rettigs hartem, ja westfälisch sturem Management, das Budgets und Zeitrahmen stets einhielt.

So standhaft er das Schloss nach außen vertrat, wie etwa noch kürzlich zur Halbzeit der Fassade, und so streng er seine Rekonstruktion nach innen organisierte, Rettig hat sich auch immer die Möglichkeit eines Abgangs offengehalten. Bei seiner Vertragsverlängerung vor einem Jahr soll Rettig ausverhandelt haben, unkompliziert ausscheiden zu können. Jetzt geht er tatsächlich. Bei einer Sitzung des Stiftungsrats gestern Abend gab er seinen Rücktritt bekannt: Zum 1. März 2016 verlässt Rettig die Stiftung. Und das, obwohl der Rohbau gerade fertig ist und das Wichtigste vor der geplanten Eröffnung 2019 erst noch kommt. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt.

Rettigs Rücktritt fällt zeitlich mit einer Umstrukturierung der Stiftung zusammen. Die Rechtskonstruktion für das Gründungsteam um Neil MacGregor wird nun eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung sein – die Humboldt-Forum Kultur GmbH. Deren Geschäftsführer wird gleichzeitig als Vorstand Kultur neben dem Vorstand Bau und dem kaufmännischen Vorstand sitzen. „Damit haben wir die notwendige Vernetzung und rücken das eigentliche Kulturvorhaben in den Vordergrund“, so Kulturstaatsministerin Grütters.

Ob Rettigs recht abrupter Abgang mit der Einbindung neuer Entscheidungsträger beim Schlossprojekt durch die Gründung der Kultur GmbH in Verbindung steht, bleibt Spekulation. Die Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum gibt sich in ihrer Pressemitteilung zu seinem Rücktritt verhalten: „Nach einem langen Berufsleben“, heißt es dort „freut er sich darauf, dass er sich nun verstärkt eigenen Projekten widmen kann“. Rettig, der nun 63jährig das Rentenalter erreicht hat, will also offiziell aus Altersgründen ausscheiden. Bei seiner eigenen Stellungnahme dazu beweist der Westfale laut Berliner Morgenpost die gewohnte „Selbststrenge“: „Ich habe schon genug Leute erlebt, die man aus dem Amt tragen musste – zu diesen will ich nicht gehören.“


Zum Thema:

Schluss jetzt! - Schloss jetzt! Die Baunetzwoche#411 widmet sich diesem umstrittenen Projekt in Berlins Mitte


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

max | 13.01.2016 18:26 Uhr

na endlich

Das wäre jetzt mal eine Gelegenheit, doch noch die Kurve zu kriegen!

Warum nicht die historische, halbfertige Fassade einfach wieder abreissen, in Beton kann das Ding doch viel mehr! Und stände auch noch für das, was es ist, eine ewige Baustelle. Öffnen für die Stadt, und ihre Bewohner, und sehen was kommt,als kollektives Zentrum, für das was Berlin eigentlich ist! Das wäre mal wegweisend!

 
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Noch ist er Vorsitzender und Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum: Manfred Rettig, Foto: © Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum

Noch ist er Vorsitzender und Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum: Manfred Rettig, Foto: © Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum

Blickt gerade trist drein: Das Schloss im aktuellen Bauzustand, Foto: © Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum

Blickt gerade trist drein: Das Schloss im aktuellen Bauzustand, Foto: © Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum


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