Er entwarf den Saal im Palast der Republik, war am Bau des Friedrichstadt-Palastes (1980-84) und an der Rekonstruktion des Schauspielhauses zum Konzerthaus Berlin beteiligt, am Bau des Grand Hotel in der Friedrichstraße (1987) und auch an mehreren Bauten am Gendarmenmarkt. Am 20. März ist der Berliner Architekt Manfred Prasser im Alter von 85 Jahren gestorben.
Manfred Prasser wurde 1932 in Chemnitz geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Zimmermann und studierte in Chemnitz und an der Fachhochschule für Bauwesen in Görlitz. In den 1950er Jahren arbeitete er für das Entwurfs- und Konstruktionsbüro des Ministeriums für Nationale Verteidigung, ab 1960 für den VEB Berlin-Projekt. Ab 1990 leitete er ein eigenes Architekturbüro. Zuletzt lebte er in einem selbstgebauten Holzhaus in Oranienburg.
Er galt als charismatischer Pragmatiker. So zumindest beschreibt ihn Moritz Holfelder in seinem 2008 im Christoph Links Verlag erschienenen Buch über den Palast der Republik. Dort wird unter anderem erzählt, wie Prasser zur Planung und Umsetzung des Saales kam, obwohl Chefarchitekt Heinz Graffunder bereits eine Variante entworfen hatte. Sein Plan für den sechseckigen Saal mit zentraler Bühne, verschiebbaren Wänden, einer höhenverstellbaren Decke, schwenkbaren Böden und einer bis dato einzigartigen Bühnentechnik klang für die Verantwortlichen zunächst utopisch, wurde aber schließlich doch realisiert. Bevor der Palast der Republik 2006 abgerissen wurde, sagte Prasser in einem Gespräch mit Zeit Online: „Was die DDR gebaut hatte, musste weg. Die Deutschen lassen ihren Hass immer an Steinen aus. Sie beseitigen nicht den Geist, sondern die Bauwerke, die Symbole.“
Was Eigenes machen, nicht nur nachmachen – das war sein Credo. In schwierigen Zeiten hat er es zum Teil erfolgreich vertreten. Nachdem Prasser an der Rekonstruktion des Berliner Schauspielhauses und dem Umbau zum Konzerthaus (1979-84) beteiligt war – wo er sich gegen eine moderne Gestaltung einsetzte und die heutige neoklassizistische Fassung des großen Saals entwarf – nahm er sich mit seinem Kollektiv der Randbebauung rund um den Gendarmenmarkt an. Die Häuser in der Französischen Straße 27-29, Jägerstraße 56 und Markgrafenstraße 39-41 gehen auf seine Pläne zurück. Für den selbsternannten Romantiker bestand die Herausforderung in der historisierenden Rekonstruktion des Gendarmenmarktes mit Plattenbauelementen. Für die öffentlich Nutzung im Erdgeschoss, die Fassaden und die seitens der Denkmalpflege geforderten Steildächer entstanden Sonderelemente.
Doch nicht immer konnte er seine Auftraggeber überzeugen. Dort, wo heute das Hilton Hotel am Gendarmenmarkt steht, hatte Prasser ein visionäres Konzept für innerstädtischen Wohnungsbau mit terrassierten Gärten, Parkplätzen und Passagen eingereicht, der wesentlich dichter als das Plattenbauquartier Berlin-Marzahn gewesen wäre und über das er in einem Film der Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte erzählt. Weil es die Politik der Großsiedlungen in Frage stellte, so erzählt Prasser dort, verschwanden die Pläne schnell im Panzerschrank. (fm)
Video:
Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte
Zum Thema:
Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte hat auf Ihrer Webseite www.jeder-qm-du.de einen Film über Manfred Prasser und den Wiederaufbau des Gendarmenmarktes veröffentlicht.
Mein Kommentar
Manfred Prasser
Der große Saal des Palast der Republik in Berlin
Multifunktioneller sechseckiger großer Saal im Palast der Republik beim Abriss (2006)
Die heutige neoklassizistische Fassung des Konzerthaussaals Berlin entstand nach Plänen von Manfred Prasser.