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20.04.2018

Revolutionieren mit Beton und Rad

Malmöer Hotel von hauschild + siegel


Das Wohnhaus mit 55 Mietwohnungen und 31 Hotelzimmern im Kaiviertel von Malmös Westhafen ist in seiner Gestalt auf den ersten Blick wenig spektakulär. Doch das täuscht. Denn das Projekt von hauschild + siegel architecture (Malmö) kämpft gegen ein veraltetes Planungsrecht. Die schwedischen Stadtplanungsvorschriften fordern aktuell, dass für jede neu gebaute Wohneinheit ein Parkplatz zu schaffen ist. Das treibt nicht nur die Baukosten in die Höhe, es manifestiert auch, dass der Besitz eines Autos „irgendwie dazu gehört“. Letztlich verhindert diese veraltete Regelung, Anwohner zur Nutzung alternativer Verkehrsmittel zu ermutigen.


Die Architekten wollten ein Umdenken bewirken: Nicht ein Haus für Autofahrer sollte es werden, sondern eines für Fahrradfahrer. Statt einen erheblichen Teil der Baukosten in Tiefgaragen und Stellplätze zu investieren, sollte ein alternatives sowie intermodales Mobilitätsangebot für die Bewohner des Hauses entstehen. Die Stadtverwaltung unterstützte den Vorschlag und so erhielt das Bauvorhaben als Pilotprojekt die Planungsgenehmigung unter der Auflage „dass alle durch den Verzicht auf den Bau einer Tiefgarage eingesparten Gelder nicht von den Bauherren behalten werden dürften, sondern für Einrichtungen ausgegeben werden müssen, die den Bewohnern die Nutzung von Fahrrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtern“.


Doch wie sieht ein Haus aus, das den Bedürfnissen von Radfahrern entspricht? Und welche Entwurfsprämissen stellten die Architekten? Wer jetzt am Bau spektakuläre Rampen und schneidige Kurven erwartet, der mag enttäuscht sein. Das Besondere des Gebäudes sind seine bescheidene Erscheinung und die durchdachten Details. So sollte es den Bewohnern einfach gemacht werden, das Fahrrad in ihren Alltag zu integrieren: Wer will, kann bis in seine Wohnung fahren. Breite Türen und große Balkone vor den Wohnungen, ein besonders geräumiger Aufzug und großzügige Verkehrsflächen erlauben es, selbst Lastenfahrräder mit vollen Einkaufstaschen unproblematisch bis vor die Wohnungstür zu bringen. In jeder Wohnung brachten die Architekten maßgeschneiderte Fahrradaufhänger an, vor dem Haus planten sie zudem genügend überdachte Stellflächen für die Räder ein. Eine Werkstatt sowie eine Wartungsstation erlauben die eigenhändige Pflege und Instandhaltung der Zweiräder.


Neben einer kleinen Flotte Gemeinschaftsräder, zu denen auch Lastenfahrräder gehören, gibt es Gemeinschaftsautos. Die Bewohner können sie kostenfrei entleihen. Zudem informiert eine Anzeigetafel im Foyer über die nächsten Busverbindungen. Für das Erdgeschoss des Baus planten die Architekten die 31 Hotelzimmer. In den Geschossen darüber befinden sich die 55 Mietwohnungen, wobei ein Teil des achten Obergeschosses der Gemeinschaft gewidmet ist: Hier befinden sich eine Küche und eine Terrasse, die alle Mieter nutzen können.

Das Äußere des Gebäudes reduzierten die Architekten auf Sichtbeton und Holzfenster  – kombiniert mit einer Note „Jugendlichkeit“, indem sie die Front auffächerten und mit Rundfenstern versahen. Auch der Name des Hotels „OHBOY“, der in grün gemalten Schriftzügen von der Wand des Dachaufsatzes ins Auge sticht, verspricht etwas Frisches. Schließlich charakterisieren diese Attribute des Jungen und Neuen auch das Projekt an sich: Das Wohnhaus im Malmöer Kaiviertel wird wohl eine stille Revolution des Planungsrechts vorantreiben. (as)


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Ein Haus für Fahrradfahrer: hauschild + siegel architecture möchten mit dem Projekt das Planungsrecht revolutionieren.

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Im Erdgeschoss befinden sich die 31 Hotelzimmer der Anlage.

Im Erdgeschoss befinden sich die 31 Hotelzimmer der Anlage.

Selbst in den Wohnungen gibt es Möglichkeiten, sein Fahrrad unterzubringen.

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Die Hotelzimmer sind kompakt: Auf 22 Quadratmetern finden zwei Betten, Küche, Esstisch, Arbeitsbereich, Badezimmer platz. Dabei sind die Zimmer nur halb so breit wie die Apartments.

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