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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Mahnmal_von_Reservoir_A_in_Charleroi_8351911.html

09.10.2023

Für das Unaussprechbare

Mahnmal von Reservoir A in Charleroi


Wie baut man dem Unaussprechbaren ein Mahnmal? Die Straftaten des grausamen Mörders und Sexualstraftäters Marc Dutroux erschütterten nach ihrer Entdeckung 1996 die Menschen in ganz Belgien und weit darüber hinaus. Rasch nach der Verurteilung kaufte die Stadt Charleroi die beiden Häuser an der Avenue de Philippeville, in denen ein Großteil der Gräueltaten verübt worden war, und ließ sie abreißen. Die Angehörigen der Opfer hatten sich gegen den Abriss ausgesprochen. Sie hätten es lieber gesehen, wenn die Stadt aus den Häusern Gedenkstätten gemacht hätte.

Wie tief die Wunden der damaligen Ereignisse bis heute sind, lässt sich auch daran ablesen, dass eine der Brachen, die die Abrisse hinterlassen haben, erst jetzt, knapp 30 Jahre später, als kleiner Gedenkgarten für die Opfer gestaltet wurde. Die schwierige Aufgabe übernahm ein Team aus den Architekten Reservoir A (Charleroi), den Landschaftsgestaltern Carbonifère (Charleroi) und dem Künstler Christophe Terlinden. Sie entwickelten ihren Vorschlag in enger Abstimmung mit den Angehörigen und dem Stadtbaumeister von Charleroi.

Ihr Erinnerungsort ist ein kleiner, begrünter Hügel, der von einer geschwungenen Mauer aus weiß glasierten Ziegelsteinen vollständig umschlossen wird. Betreten kann man den Garten nicht. Die ausgesuchten Pflanzen sollen den Hügel möglichst das ganze Jahr über in wechselnde Farben tauchen, daher werden sowohl einheimische wie auch exotische Bäume und Blumen verwendet. Auch die beiden angrenzenden Brandwände der Nachbarhäuser wurden mit weißen Ziegeln haushoch vermauert. Auf einer dieser weißen Wände sieht man die Figur eines Kindes, das mit einem Drachen spielt. Dieses Bild stammt von Terlinden, der sich damit auf ein ähnliches graffito bezieht, das schon während des Prozesses auf dem Haus angebracht worden war und das sich ins kollektive Bewusstsein der Nachbarschaft eingeprägt hatte. Eine Nische in der Mauer erlaubt Nachbarn, Passanten und Angehörigen Kerzen oder Erinnerungsstücke aufzustellen. (fh)

Fotos: Marie-Noëlle Dailly



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