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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-MVRDV_und_COBE_erweitern_Kulturviertel_in_Roskilde_5019394.html

29.03.2017

School of Pop

MVRDV und COBE erweitern Kulturviertel in Roskilde


Wenn eine jährlich stattfindende Veranstaltung regelmäßig doppelt so viele Besucher in eine Stadt zieht, wie diese Bewohner hat, ist das schon eine Leistung. Somit wundert es nicht, dass die Stadt Roskilde dem Roskilde Festival eine Behandlung wie einem Ehrenbürger zukommen lässt, an dessen Geist man selbst die Stadtplanung anpasst: Die Roskilde Gruppe initiierte hier nämlich in Kooperation mit dem Dänischen Rockmuseum die Entwicklung eines thematisch auf Rock- und Popmusik ausgerichteten Kulturviertels und rannte damit offene Türen ein.

Federführend für die Transformation einer stillgelegten Zementfabrik in das Kreativquartier ROCKMagnet sind nach dem Wettbewerbsgewinn von 2011 mit MVRDV (Rotterdam/Shanghai) und COBE (Kopenhagen) zwei Büros, deren Architekturen ihre Popaffinität selten verheimlichen. Nach der Fertigstellung des Dänischen Rockmuseums Ragnarock starten sie nun mit der Realisierung des zweiten Gebäudes auf dem zwischen Innenstadt und Festivalgelände gelegenen Areal: Der Roskilde Festival Folk High School. Inspiriert von der ideologischen Ausrichtung des nichtkommerziellen, vorwiegend von Volontären organisierten Festivals und der vom dänischen Pädagogen N. F. S. Grundtvig entwickelten Idee der „Folk-Schule“, trägt diese musisch orientierte Bildungseinrichtung eher die Züge einer Kommune denn die einer Institution. Schüler und Lehrende leben gemeinsam im angegliederten Wohnheim, Klausuren und Bewertung in Noten gibt es nicht.

Formal übersetzten die Architekten dieses unhierarchische Prinzip in die Rückführung der Fabrikhalle in ihren ursprünglichen Zustand und die Bespielung des so freigelegten Innenraumes mittels eingestellter Räume. Die Aufteilung der in zwei Geschossen von insgesamt 3.000 Quadratmetern gestapelten Boxen erfolgt entsprechend der Grundtvig'schen Philosphie in einer Zuordnung zu Geist, Körper oder Hand. So dienen die Kisten ebenso den geisteswissenschaftlichen Disziplinen wie den darstellenden und bildenden Künsten, beherbergen Musikstudios, Diskussionsräume, Tanzstudios oder Werkstätten. Im Zwischenraum bleibt Platz für ein 150 Menschen fassendes Auditorium.

Durch die unterschiedlichen Materialien der poppig bunten Volumen wollen COBE und MVRDV Tags und Wandmalereien der jungen Schüler fördern – Aneignungsformen, die sie sich auch für die Außenräume des bis Ende 2018 fertiggestellten Kulturquartiers erhoffen. Dass sie auf die Enwicklung zu einem  „center for art, music, leadership and activism“ spekulieren, macht jedoch klar, dass ihre Roskilde Festival Folk High School weit mehr als nur Teil einer Jugendkultur sein möchte. (kms)

Diagramme: MVRDV und COBE
Visualisierungen: Christopher Malheiros


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