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17.04.2023

Ein Stadtteil für die Künstliche Intelligenz

MVRDV planen in Heilbronn


Vor knapp fünf Jahren entstand mit der sogenannten Wirtschaftsstrategie KI des Landes Baden-Württemberg die Idee eines Innovationsparks für Künstliche Intelligenz. Mit der Vision, einen Hotspot für die Entwicklung innovativer KI-Produkte zu schaffen, wurde zunächst ein Wettbewerbsverfahren zur Standortwahl gestartet. Ein Konsortium aus der Stadt Heilbronn, einem kommunalen Wohnungsunternehmen, der Dieter Schwarz Stiftung sowie Unternehmen der Schwarz-Gruppe (Mutterkonzern von Lidl und Kaufland) konnten das Verfahren für sich entscheiden. Der ausgewählte Standort liegt im Nordwesten der Stadt Heilbronn im Gebiet Steinäcker. Auf ihrer Internetseite schreibt die Stadt, dass auf den heute noch landwirtschaftlich genutzten Flächen in den kommenden Jahren das „größte Ökosystem für Künstliche Intelligenz in Europa“ entstehen soll.

Es folgte ein internationaler Ideen- und Realisierungswettbewerb, bei dem eine Reihe von Planungs- und Architekturbüros eingeladen wurden ihre Entwürfe einzureichen. Im März fiel nun die Entscheidung für den Masterplan des Rotterdamer Architekturbüros MVRDV. Diese setzten sich unter anderem gegen wulf architekten aus Stuttgart (2. Platz), Herzog & de Meuron aus Basel (3. Platz) und OMA Office for Metropolitan Architecture aus Rotterdam (4. Platz) durch. Zuvor waren neun Arbeiten eingereicht worden, von denen eine knapp 50-köpfige Jury vier Projekten auswählte. Der Gewinner wurde wiederum durch das Konsortium aus Stadt, Stiftung und Unternehmen bestimmt.

Zentrales Leitmotiv des Entwurfs, bei dem unter anderem LOLA Landscape Architects (Rotterdam) mitwirkten, ist die kreisrunde städtebauliche Grundstruktur. Die Idealform solle dem Quartier international einen hohen Wiedererkennungswert geben, heißt es in der Projektbeschreibung. Jacob van Rijs (Gründungspartner von MVRDV) hofft sogar, durch die markante Form des Campus diesen „auf die internationale Bühne zu bringen und Talente von Weltrang anzuziehen“. Abgesteckt wird das Quartier von einem 1,2 Kilometer langen Rundweg mit Sprintstrecke, Skatepark, Tribüne und Aussichtspunkten in die umgebende Landschaft. Im Inneren wird das Quartier maßgeblich durch eine Nord-Süd-Achse sowie eine Ost-West-Achse zoniert. Die verkehrliche Erschließung erfolgt von Süden über eine Verlängerung beziehungsweise Schließung des vorhandenen Straßennetzes. An den öffentlichen Nahverkehr soll das Quartier über zwei Bushaltestellen angeschlossen werden.

Insgesamt umfasst das Gebiet eine Größe von circa 23 Hektar. Die Gebäudekubaturen sind überwiegend schlicht gehalten und besitzen eine einheitliche Höhe von 27 Metern. Eine modulare Bauweise soll eine effiziente Realisierung ermöglichen. Zentrum des Plans ist ein zylinderförmiges Kommunikationszentrum mit Medienfassade. Dieses soll künftig Räume für Veranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen sowie ein Schulungszentrum beherbergen. Neben dem Kommunikationszentrum heben sich eine Reihe von sogenannten Specials von der Standardbebauung ab und kennzeichnen (Sonder-)Nutzungen wie den „Smart Mobility Hub“, die Sporthalle oder einen Bereich für „Start-Ups“. Insgesamt sind die Nutzungen innerhalb des Campus' gemischt und nehmen neben Bürogebäuden und Reallaboren auch Wohngebäude, KiTa-Einrichtungen oder Gastronomie in den Kanon auf.

Mit dem Bau soll bereits im kommenden Jahr begonnen werden. Erste Gebäude sollen ab 2026 bezugsfertig sein. Die ersten 100 Millionen Euro zur Realisierung des Campus' stammen zu je 50 Prozent vom Land Baden-Württemberg und der Dieter Schwarz Stiftung. Ergänzend dazu schrieb die Immobilien Zeitung in der vergangenen Woche: „Branchenkenner gehen bis zum Endausbau aufgrund der hohen bautechnischen und ökologischen Vorgaben von einem Investitionsvolumen im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich aus.“

Ob das neue KI-Quartier zu dem gewünschten „Wertschöpfungszentrum im Weltklasseformat“ wird, hängt letztendlich davon ab, wie viele große Firmen sich künftig dort ansiedeln und in den Standort investieren wollen. Die internationale Bekanntheit des Planungsbüros MVRDV sowie dessen Entwurf versuchen sichtbar, das Ihrige dazu beizutragen. (sbm)


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