Umzingelt von Sportanlagen und einer Autobahn steht im Süden von Amsterdam ein bedeutendes Ensemble des Strukturalismus von Aldo van Eyck. Sein einflußreiches Waisenhaus wurde schon 2014 zum nationalen Monument erklärt, während der 30 Jahre später erbaute Tripolis-Bürokomplex (1994) im vergangen Jahr unter städtischen Denkmalschutz gestellt wurde. Seit längerem konnte Tripolis jedoch immer weniger Nutzung vorweisen. Mit einem Projekt von MVRDV (Rotterdam) soll die Anlage nun revitalisiert und erweitert werden.
Tripolis Park nennen die Architekt*innen den Entwurf, der bis 2022 realisiert werden soll. Im Vordergrund steht eine Vergößerung der Büroflächen durch einen Neubau mit 31.500 Quadratmetern. Der 11 Etagen hohe „Groundscraper“, ein Begriff, der die liegenden Proportionen eines Hochhauses beschreibt, soll als Schallschutzmauer zwischen der Autobahn A10 und dem gesamten Komplex fungieren. Um das Gefüge der Aldo van Eyck-Bauten zu bewahren, wurde vom Volumen des Riegels die Kubatur der südlichen Türme subtrahiert.
Der entstandene Zwischenraum ist als eine Art öffentliche Promenade ausformuliert, die alt und neu verbindet. Durch Brücken und Treppen aktiviert der Entwurf die Dachlandschaften der Tripolis-Türme. Das gibt dem Projekt die typische spielerische Konzepthaftigkeit, die man von MVRDV gewohnt ist. Von dieser Unkonventionalität hat sich vermutlich auch der kalifornische Fahrdienst Uber inspirieren lassen, sich als Hauptmieter im neuen Tripolis Park anzusiedeln.
Im nördlichsten Turm des Tripolis Parks entstehen außerdem 140 Einheiten bezahlbarer Wohnungen, die dem Projekt eine gewisse soziale Mischung verleihen sollen. Gemeinsam mit einer Aufwertung der Freiflächen zwischen dem Waisenhaus, der Renovierung der Türme und dem schallschützenden Neubau könnte sich das Ensemble als beispielhaftes urbanes Gebiet beweisen.
Text: Abhinav Thakar
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Marlen Sartorius | 09.03.2020 09:54 UhrZu wenig informiert
Leider scheint sich das Team von MVRDV zu wenig mit der Zeit des Strukturalismus und besonders mit diesem Bau von Aldo van Eyck beschäftigt zu haben.
Sehr schade, denn gerade diese Bewegung hat sich unter Anderem damit beschäftigt, wie ein übergeordnetes System dabei helfen kann große Bebauungskomplexe zu fassen.
In meinen Augen leider Chance vertan... sehr schade.