Jede Menge Projekte, Bauten und Wettbewerbserfolge, eine ganze Reihe von Publikationen, wovon die aktuelle Monographie bereits in zweiter Auflage erschienen ist, und dann? 25 Jahre nach Bürogründung haben sich MVRDV nun ein neues Büro gegönnt. Dabei bekennen die Rotterdamer Architekten ordentlich Farbe und schaffen dennoch einen respektvollen Umgang mit dem baugeschichtlich bedeutenden Bestand der Rotterdamer Nachkriegsmoderne: dem Het Industriegebouw (1952) von Hugh Maaskant.
MVRDV House nennt sich der hauseigene Büroumbau – der wohnliche Akzent, der dabei mitschwingt, ist durchaus gewollt. Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Bad, Bibliothek, Familienzimmer und Spielraum geben dem 2.400 Quadratmeter großen Büro seinen eigenwilligen Charakter: Hier ist MVRDV zuhause – da darf auch die obligatorische Tischtennisplatte nicht fehlen.
Flexible Räumlichkeiten sowie die Möglichkeit, weiterhin wachsen zu können, waren entscheidende Kriterien für den Umbau. Die Architekten gliedern die fünf Hallensegmente des Bestand längs in drei unterschiedlich breite Zonen, die aber durch Sichtbeziehungen miteinander verbunden sind: Jeder kann jeden sehen. Zwischen dem Open Office im Erdgeschoss, das von einer Glaswand abgetrennt ist, und den „Wohnräumen“, über zwei Etagen wie in einer Puppenstube angeordnet, befindet sich der große Familienraum. Als Herzstück des Büros gedacht, gibt es hier überdimensionale Wohnmöbel wie ein Riesensofa, einen 30 Meter langen Esstisch und natürlich auch die MVRDV-Tribüne. Nebenan wird gearbeitet: Insgesamt 150 Schreibtische in großen, hellen und farbintensiven Räumen bietet das MVRDV House, während sich Nathalie de Vries, Jacob van Rijs und Winy Maas im Erdgeschoss jeweils eine dunkle Ecke in der Nähe der Kaffeemaschine gesucht haben.
Für MVRDV ist dieses Projekt übrigens nicht die erste bauliche Auseinandersetzung mit dem Erbe von Hugh Maaskant. Diesen Frühling hatten die Architekten vor Maaskants Groot Handelsgebouw eine temporäre XXL-Treppe installiert. (jk)
Fotos: Ossip van Duivenbode
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