Vorbild Serpentine, nur nachhaltiger: Seit 2014 gibt es in den Victoria Gardens in Melbourne jedes Jahr den MPavilion. Anders als beim Londoner Vorbild gelang es aber, jeden der bisherigen Pavillons durch Umzug dauerhaft zugänglich zu machen – eine schöne Geste. Auf Sean Godsell im ersten Jahr folgten Amanda Levete und Studio Mumbai, und nun ist OMA (Rotterdam) an der Reihe: Rem Koolhaas und David Gianotten haben vor wenigen Tagen ihren Entwurf vorgestellt. Die Eröffnung des neuen MPavilion ist für Oktober geplant, wenn in Australien Frühjahr ist.
Finanziert von der Naomi Milgrom Foundation, dient das temporäre Bauwerk als Ort für Veranstaltungen, Workshops oder Performances. In typischer OMA-Manier – man denke an den Transformer von Seoul – wird der Entwurf diesen Anforderungen mittels einer gewissen Variabilität gerecht. Eine der beiden Tribünen lässt sich drehen, um zwischen einem Amphitheater oder einem klassischeren Theatersetting mit einer Art Bühnenhaus zu wechseln. Eingebettet sind die Tribünen in eine künstliche Landschaft, über der ein kastenförmiges Dach schwebt. Nach zwei Seiten öffnet sich der allzeit zugängliche Pavillon zum Park.
Was sich auf den ersten Blick nicht erschließt: Neben der Tribüne ist das Dach das zweite Element, das für eine gewisse Flexibilität sorgt. Bei einer Höhe von zwei Metern definieren es die Archtiekten als infrastrukturelles Grid und packen es dem entsprechend mit Technik voll. Je nach Situation kann der Pavillon dadurch an die Veranstaltungen angepasst werden. Beispielsweise sind dank spezieller Öffnungselemente entspannte Open-Air-Situationen ebenso möglich wie avanciertere Indoor-Aufführungen, die einen gewissen Bedarf an Licht und Ton haben.
Stifterin Naomi Milgrom, die es mit drei Modeketten zu einer der reichsten Frauen Australiens gebracht hat, freut sich laut Pressemeldung schon auf den diesjährigen Pavillon, von dem sie sich eine gegenseitige Befruchtung verschiedener Disziplinen erhofft. So grenzenlos, wie es ihre Initiative erwarten lassen würde, ist ihre Wertschätzung für Architektur allerdings nicht – vor Jahren hatte sie jedenfalls einige denkmalgeschütze Häuser abreißen lassen. Aber die waren auch nicht aus der aktuellen Saison, sondern von 1890 – was im schnelllebigen Mode-Business ja fast schon der Steinzeit entspricht. (sb)
Zum Thema:
www.mpavilion.org
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