Wer aus dem Gedrängel Melbournes in den Queen Victoria Park kommt, kann gleich hinter dem Yarra River seit diesem Monat ein architektonisches Schmuckstück entdecken. Im hohen Gras ist er leicht zu übersehen, der MPavilion, den die spanische Architektin Carme Pinós entworfen hat. Auftraggeberin ist die 2014 von Naomi Milgrom gegründete, gleichnamige Stiftung, die hierfür bereits zum fünften Mal eine international bekannte Architekturgröße eingeladen hat. Im vergangenen Jahr etwa hinterließ Rem Koolhaas seinen Fußabdruck in Pavillionform auf dem australischen Kontinent. Carme Pinós hat diesen Abdruck jedoch gleich wieder egalisiert, indem sie für ihren Pavillon drei bewachsene Erdhügel in den noblen Queen Victoria Park grub.
Die Architektin formuliert es so: „Ich wollte einen Raum für die Menschen aus Melbourne erschaffen, in dem sie sich verbunden fühlen. Verbunden untereinander, zur Stadt und zur Natur." Gesagt, geplant, getan. Die für ihre Ecken und Kanten bekannte Architektin bleibt, zusammen mit ihrem Büro Estudio Carme Pinós, ihrem Entwurfsdogma auch im Melbourner Kontext treu. Inklusion, Gemeinschaft und das Recht auf spontane Begegnungen gehören hier ebenso zu ihrem Stil wie der Wunsch, einer höheren, universalen Verbundenheit Ausdruck zu verleihen.
Holz ist hierfür ein guter Anfang, und davon hat der Pavillion jede Menge. Die Holzlatten sind in unterschiedlicher Ausrichtung verzierend an einem Stahlgerüst angebracht. Ihre Farbe resultiert aus einer Thermobehandlung, welche die Halbwertszeit verlängert. Durch die Faltung des Daches und die offen zueinander stehenden Wände kommen Licht und Wind durch das Gebäude hindurch. Diese von außen und vor allem von oben gelunge Dreieckigkeit, wird innen durch ein eher sinnlos herunterhängendes Deckenelement entstellt. Der Blick nach oben offenbart transparente Polycarbonatfenster zwischen den Holzelementen – fast unnötig im regenarmen australischen Sommer.
Dennoch: Der MPavilion ist ein gemütlicher Verbleib. Hübsch verkachelte Betonsitzbänke laufen im Innenraum an den Hügeln entlang. Der Boden aus Gummi ist in zwei verschiedenen Farben gehalten. Wem Beton zu hart ist, der kann auf Höckerchen sitzen. Pinós hat sie eigens für den Pavillon aus handlackiertem Birkensperrholz entworfen. Schonbald werden hier bis Februar fast täglich Konzerte, Diskussionen oder Kunstausstellungen stattfinden. Der MPavilion von Rem Koolhaas zog übrigens inzwischen ins südwestliche Melbourne zur Monash University um. Der Verbleib des Carme Pinós MPavilions ist noch unklar. (tb)
Fotos: John Gollings, Alan Weedon, Estudio Carme Pinós
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Mein Kommentar
Der MPavilion 2018 von Estudio Carme Pinós in den Queen Victoria Gardens von Melbourne
Naomi Milgram (links neben der Architektin Carme Pinós) gründete 2014 die Naomi Milgram Foundation mit dem Ziel, Australiens Kultur durch außerwöhnliche Kunst und Architektur zu bereichen.
Zwischen den Holzlatten im Dach bieten Polycarbonatelemente Witterungsschutz.
Der Pavillon ist zwischen Hügel aus Erde und Polystyrol gebettet.