Wie lassen sich ein traditioneller chinesischer Siheyuan-Wohnhof aus dem Jahr 1725 und ein daneben liegendes, mehrgeschossiges Gebäude aus den 1990er-Jahren zu einer harmonischen baulichen Einheit verbinden? Und zwar zu einer, die als künftiger Kindergarten den Bedürfnissen der kleinen Nutzer optimal gerecht wird? Die Antwort des Pekinger Büros MAD auf diese Fragen lautet: durch ein mäanderndes Haus mit begehbarem Dach, das das historische Ensemble wie eine Insel umfließt.
Der von den Architekten um Ma Yansong entworfene Le Cheng Kindergarten in Peking befindet sich bereits im Bau und soll im Herbst fertiggestellt werden. Auch einen Spitznamen hat er schon: Courtyard Kindergarten – ein Verweis auf die historische Hofanlange, deren unmittelbare Umgebung nun im Auftrag der Yuecheng Group in eine Tagesstätte für 400 Kinder zwischen 2 und 5 Jahren transformiert wird. Der Neubau legt sich wie ein schützendes Band um die restaurierte Altbauanlage mit ihren drei Innenhöfen. Auch mehrere alte Bäume werden integriert.
Der neue Flachbau wird nach Fertigstellung mehr oder weniger das gesamte Grundstück bedecken und entfaltet sich als offene Wohn- und Spiellandschaft mit Flächen für die Gruppen- und Einzelbetreuung der Kinder. Die historischen Bestandsgebäude werden Teil der neuen Nutzung – in ihnen sind Multifunktionsräume, ein kleiner Tanzsaal, eine Bibliothek sowie weitere Aufenthaltsräume vorgesehen. Der Bestandsbau aus den Neunzigern soll ebenfalls Gruppenzimmer und Büros aufnehmen.
Das umfangreiche Raumprogramm und die Begrenzung des bereits teilbebauten Grundstücks ließen – laut Architekten – so gut wie keinen Platz für einen größeren neuen Spielplatz oder Sportstätten an der frischen Luft. Da das Herumtoben im Freien und abenteuerliche Entdecken der Umgebung jedoch ein wichtiges Bedürfnis und ein großer Spaß für Kinder ist und entsprechende Flächen unbedingt zu einem Kindergarten gehören, verlegten MAD diese eben kurzerhand auf das durchgezogene, farbenfrohe Flachdach, das sich wie eine Landschaft mit kleinen Hügeln und Tälern zwischen dem Bestand entfaltet. (da)
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H. Seeger | 06.02.2019 14:00 UhrAber besser als Abriss
Ich denke für chinesische Verhältnisse ist etwas altes zu "bewahren" schon ein Fortschritt.