Da in Frankreich bekanntlich alle den Ferienmonat August am Meer verbringen, sind die Städte leer und es lohnt sich vielleicht ein Besuch in Lyon. In der Stadt zwischen Mittelmeer und Alpen wurde einer der ersten Filme der Welt gedreht, bekannt ist sie auch für ihr Seidenkunsthandwerk und die gute regionale Küche. Weniger bekannt, aber städtebaulich umso spannender, sind die zahlreichen Stadtentwicklungsprojekte, die in Lyon seit den 1990er Jahren umgesetzt werden. Nach dem damals überwundenen Wirtschaftstief wächst die Stadt wieder, die Stadtplanung setzt auf Nachverdichtung in der Innenstadt, subventionierten Wohnungsbau und die Transformation ehemaliger Industriestandorte zu Wohn- und Geschäftsquartieren.
Pläne von MVRDV sollen den öffentlichen Raum des in den 1970er Jahren errichteten Bahnhofsviertels Part-Dieu verbessern, Renzo Piano hat einen Masterplan für das Veranstaltungs- und Messeviertel Cité Internationale erarbeitet, in dem auch die Fußgängerbrücke Passerelle de la Paix entstanden ist, Tectonique Architectes bauen im Rahmen des Programms GrandLyon Habitat im Stadtteil Mermoz Sozialwohnungen. Und auf dem 150 Hektar großen, ehemals als Lager- und Handelsstandort genutzten Areal La Confluence am südlichen Zipfel der Halbinsel Presqu'île ensteht ein urbanes, sozial durchmischtes Quartier. Herzog und de Meuron haben den Masterplan für einzelne Baubschnitte erstellt, von 2003 bis 2014 sind Wohnhäuser von Tatjana Bilbao und Christian Kerez, ein Mixed-Use Superblock von MVRDV, eine neu gegründete Architekturschule von Odile Decq und das Naturkundemuseum Musée de Confluences von Coop Himmelb(l)au entstanden. (kg)
Teaserbild: Das Gebäude B5 von Herzog + de Meuron im Vordergrund, im Hintergrund die Stadt Lyon, Foto: Maxime Delvaux