An allen Orten mit Martin-Luther-Bezug arbeitet man auf das Lutherjahr 2017 hin. In Eisleben, Luthers Geburts- und Sterbeort in Sachsen-Anhalt, ist bereits im Jahr 2007 das Luther-Geburtshaus nach einem viel beachteten Entwurf von Springer Architekten (Berlin) saniert und erweitert worden (siehe BauNetz-Meldung vom 9. 3. 2007). Morgen wird in Eisleben nun auch das umgebaute und erweiterte Luther-Sterbehaus für die Öffentlichkeit wieder geöffnet. Der Entwurf stammt von dem Stuttgarter Büro Von M (Myriam Kunz, Denis Mueller, Matthias Siegert), das 2009 einen entsprechenden Wettbwerb gewonnen hatte (siehe BauNetz-Meldung vom 29. 9. 2009).
Das historische Gebäude wurde instand gesetzt und und in den Zustand von 1868 und 1894 zurückgeführt, um den musealen Charakter des Gebäudes stärker herauszuarbeiten. Es wurde durch einen modernen Neubau zu einem Museumsquartier erweitert. Die Besucher des Hauses haben nun erstmals die Möglichkeit, alle Räume des Sterbehauses in einem durchgehenden Rundgang zu erkunden.
Der Neubau wurde behutsam in das Ensemble eingebunden, indem dafür differenzierte Baukörper ausformuliert wurden, die sich in Höhe und Materialität an den Bestand anpassen. Er definiert mit seiner Lage den Übergang vom öffentlichen Bereich des Vikariatsgartens zum Innenhof des Sterbehauses. Seine Höhenentwicklung liegt unterhalb der bestehenden Baukörper, sodass sowohl das Sterbehaus als auch die den Hof dominierende Eiche vom Vikariatsgarten aus sichtbar bleiben. Der Neubau beschränkt sich überdies auf den Bereich der ehemals im Hof des Sterbehauses gelegenen Schule und deren Begrenzungsmauern. Dadurch enstand im Süden des Museums ein großzügiger Freibereich.
Der öffentlich zugängliche Vikariatsgarten wurde als wiesenartige Parkfläche gestaltet. Die dort vorhandenen Mauern und Ruinen wurden erhalten und saniert und in die thematische Bespielung des Gartens integriert. Der Hauptzugang zum Museumsquartier erfolgt über den Vikariatsgarten auf einem gepflasterten Weg.
Vom hier aus gelangt man in das vorgelagerte Foyer, das mit Kasse, Museumsshop und Garderobe als Ausgangspunkt für die Erschließung der weiteren öffentlichen Bereiche des Museums dient.
Im Altbau ist eine als Rundgang konzipierte Dauerausstellung untergebracht, während im Neubau großzügige und stützenfreie Flächen für Sonderausstellungen untergebracht sind, die je nach Bedarf kombiniert werden können.
Die Gestaltung des Neubaus sollte „vom Umgang mit Licht, großzügigen
differenzierten Räumen, klaren Strukturen, Reduktion und Disziplin in
Verbindung mit sensibler Detailgestaltung bestimmt sein“ und „lautes formales Gehabe“ (Architekten) vermeiden: „Er spricht eindeutig eine eigene und moderne Sprache.“ Die Außenwände sind vollflächig mit hellen grau-beigen Backsteinen im wilden Verband gemauert. Damit zeigt der Neubau des Sterbehauses eine auffallende gestalterische Parallele zum 500 Meter entfernten Neubau des Geburtshauses von 2007.
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