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16.08.2021

Scheune wird Landbäckerei

Low-Cost-Umbau von GENS in Frankreich


Es heißt ja, der beste Schiri ist der, über den am Ende des Spiels keiner spricht. Gilt das gleiche auch für die Architektur? Ganz im Osten Frankreichs, in Lothringen, liegt das kleine Dorf Avricourt mit einer bewegten deutsch-französischen Geschichte, vor allem aber mit einer Gegenwart, in der immer weniger Menschen im Dorf leben wollen. Das ist kaum eine Katastrophe, über die gesprochen wird als vielmehr ein sehr langsamer Prozess mit vielen Ursachen. Inzwischen leben nur noch etwa 600 Menschen in Avricourt, und mit den Wegzügler*innen verlor das Dorf auch viele Funktionen. Die Gemeinde begegnete diesem Umstand mit dem Beschluss, eine verfallende Scheune im Dorf wieder herrichten zu lassen, um dort eine Bäckerei anzusiedeln, ein für das Dorfleben wichtiges Gewerbe. Der Entwurf für den Umbau stammt von GENS (Nancy). 

Weil die große Balkendecke der Scheune einzustürzen drohte, wurde das Dach komplett entfernt und durch eine vorfabrizierte Stahlkonstruktion ersetzt. So konnte der obere Raum stützenfrei gehalten werden. Die Giebelwand und ein Teil der Seitenwand wurden mit transluzenten Polykarbonat-Platten geschlossen. Ein neuer Zwischenboden aus Massivholzträgern und Brettsperrholzplatten teilt die Scheune in zwei separat nutzbare Einheiten, eine 30 Zentimeter dicke Schicht aus Zellulosedämmung trennt diese auch thermisch. Laut den Architekten ist diese „flexible Nutzung der beiden Ebenen die Basis für die robuste Funktionalität des Projektes und rechtfertigt die zeitlose Architektursprache.“

Apropos zeitlose Architektursprache: Im Erdgeschoss steht der neue Zwischenboden auf 35 Holzstützen im 3 x 3-Meter-Raster, damit auch große Lasten im Obergeschoss möglich sind. Jede Holzstütze trägt die Bodenkonstruktion mit einem rund gedrechselten Kapitell – eine Architektursprache, die sich, so GENS, auf traditionelle lokale Bauweisen bezieht. Während die Stützen im Innenraum also durchaus auffallen, ist der Umbau von außen kaum sichtbar. Die alte Fassade wurde lediglich in Grau und Weiß gestrichen, hinzu kamen neue Lüftungsöffnungen für die Maschinen der Bäckerei. Gesprochen wird über eine so unauffällige Architektur kaum, auch wenn sie für das Dorf essenziell ist – was zur Eingangsfrage zurückführt. Die Bäckerei nahm 2019 ihren Betrieb auf, die obere Halle hingegen wartet noch auf eine Nutzung. Die Kosten des Umbaus geben die Architekten mit 607.000 Euro an. (fh)

Fotos: Ludmilla Cerveny


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