Künftig gibt es nicht nur in Paris einen Louvre, sondern auch in Abu Dhabi. Bereits vor zehn Jahren kam es zu einem entsprechenden Vertrag zwischen den Regierungen von Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die sich ihr neues Kunst- und Kulturwahrzeichen einiges kosten ließen. Die Neue Zürcher Zeitung spricht von 500 Millionen Franken – also mehr als 400 Millionen Euro – allein für die zeitlich begrenzte Nutzung des prominenten Namens. Zumindest für die nächsten 30 Jahre darf sich das „erste Universalmuseum der arabischen Welt“ nun
Louvre Abu Dhabi nennen.
Das monumentale
Gebäude für diese Institution haben
Atelies Jean Nouvel (Paris) in Partnerschaft mit
Hala Wardé (Paris) entworfen. Nach mehrmaligen Terminverschiebungen – immer wieder standen auch die Arbeitsbedingungen auf der Großbaustelle zur Diskussion – ist der neue Louvre nun endlich fertiggestellt und seine Eröffnung für den 11. November angekündigt. Ergänzend zur eigenen, noch im Aufbau befindlichen Sammlung, die von der Frühgeschichte bis zur Gegenwart reicht, wird das Haus künftig in vier temporären Ausstellungen pro Jahr Leihgaben aus dreizehn führenden französischen Museen zeigen.
Der rundum von blau und grün schimmernden Wasserflächen umgebene Neubau liegt auf der Insel
Saadiyat, die als neuer Kulturmittelpunkt am Arabischen Golf etabliert werden soll. Neben Geschäftshäusern, Luxuswohnungen und Hotels sind hier weitere kulturelle Prestigeprojekte geplant, unter anderem auch ein fast schon obligatorischer Ableger des Guggenheim Museums. Sie sollen allesamt architektonische Meilensteine werden, entworfen von Stararchitekten wie Gehry, Hadid, Foster und Ando.
Den Auftakt macht nun Nouvels Museumsbau, der eigentlich eine ganze Museumsstadt ist, eine futuristische Oase, inspiriert von der Struktur der Medina, der arabischen Altstadt. Ein enges, labyrinthisches Geflecht aus 55 ganz in weiß gehaltenen Kuben nimmt 23 Galerien und Ausstellungsräume, ein
Children’s Museum, ein Auditorium, Restaurants, Shops sowie Räumlichkeiten für Recherche und Weiterbildung auf.
Überspannt wird dieses Ensemble von einem gewaltigen silbernen Kuppeldach mit einem Durchmesser von 180 Metern, das wie eine fliegende Untertasse geradezu über dem Baukörper zu schweben scheint. Die kreisrunde Gitterstruktur aus Stahl, die in Zusammenarbeit mit
BuroHappold Engineering entstand, hat eine komplexe Geometrie: Sie besteht aus fast 8.000 Sternen in verschiedenen Größen und Winkeln, die in acht Schichten übereinanderliegen. Ähnlich wie ein Dach aus sich überlappenden Palmwedeln sorgt diese Konstruktion für schattigen Schutz vor der heißen Wüstensonne, ja für ein ganz eigenes Mikroklima, und lässt einen geradezu magisch wirkenden „Lichtregen“ entstehen. Bei Dunkelheit dreht sich dieser Effekt um, wenn das innen beleuchtete Gebäude von Weitem gesehen wie eine Miniatur des nächtlichen Sternenhimmels erscheint. Das Rennen um die spektakulärste Architektur, dass sich das Emirat Abu Dhabi ganz offensichtlich mit seinem Nachbaremirat Dubai liefert, nimmt Fahrt auf.
(da)
Fotos: Mohamed Somji, Fatima Al Shamsi, Fouad Elkoury, Sarah Al Agroobi
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XYZ | 09.10.2017 12:00 UhrGroße Geste
Ein Aufwand, der in gewisser Weise an das Vogelnest von HDM erinnert: Maximal viel Stahl für wenig Gebäudehülle, im vorliegenden Fall stellt die Hülle doch nur einen Sonnenschutz dar?
Für meinen Geschmack wirkt die Anbiederung durch orientalische Geometrien etwas aufgesetzt, als ob darunter ein Krippenspiel im Miniatur- Bethlehem stattfinden soll oder anders ausgedrückt - einfach kitschig.
P.S.: Etwas weniger Photoshop hätte den Bildern sicher gut getan, was soll man da glauben?