Dass aus alten Industriebauten neue Kunstmuseen werden, ist ein alltäglicher Vorgang. Interessant aber, dass man sich in Katar jetzt an ein solches Projekt wagt. Bisher war man vom Golfstaat nämlich eher imposante Neubauten gewohnt, die von Stars wie Jean Nouvel oder Rem Koolhaas stammen.
In einer ehemaligen Getreidemühle direkt neben I. M. Peis Museum am Hafen soll nun jedoch eine neue Institution für zeitgenössische Kunst entstehen. Wer allerdings bei der künftigen Art Mill an ein brutalistisch anmutendes Betonambiente denkt, wird enttäuscht, denn die alte, durchaus beeindruckend monumentale Mühle zeigt sich in einem orientalisierend-dekorativen Gewand.
Wie genau das neue Museum schließlich aussehen könnte, wird gerade per dreistufigen Wettbewerb geklärt. Dem offenen Aufruf waren 489 Büros aus 56 Ländern gefolgt, aus denen es schließlich 26 auf die kürzlich vorgestellte Longlist geschafft haben. Darunter sind viele bekannte Namen wie Atelier Bow-Wow, David Chipperfield Architects, Eduardo Souto de Moura, Nieto Sobejano Arquitectos, Renzo Piano, Sou Fujimoto und lacaton & vassal, aber auch einige jüngere Büros wie Barozzi Veiga oder das chilenische Büro Elemental des kommenden Biennale-Kurators Alejandro Aravena.
In der nächsten Stufe des Wettbewerbs werden nun erste Entwürfe erwartet, die vor allem auf einer konzeptuellen Ebene Ideen zeigen sollen. Anders als im oft vollklimatisierten Alltag Dohas üblich, ist eine Integration der Außenanlagen des acht Hektar großen Grundstücks explizit erwünscht. An Geschossfläche sind um die 60.000 Quadratmeter vorgesehen, wobei diese Zahl neben den Galerien auch Seminarräume und ein Konferenzzentrum umfasst.
Über ein Budget brauchen sich die Teilnehmer keine Gedanken zu machen, es werde internationalen Standards entsprechen und die Ambitionen des Projekts spiegeln, heißt es lapidar in der Ausschreibung. Dafür steht das Eröffnungsdatum bereits fest: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 soll alles fertig sein, auch die zeitgenössische Kunst wird somit Teil der nationalen Selbstdarstellung des kleinen, reichen Landes. (sb)
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