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15.05.2009
Vibrierend und divers
Libeskind plant für Seoul
Internationale Architekten sind sich einig: Seoul braucht dringend ein städtebauliches Facelifting, um sich auch architektonisch einen vorderen Platz unter den Weltmetropolen erringen zu können. Dabei helfen soll nun in einem ersten Schritt der amerikanische Architekt Daniel Libeskind. Sein Büro hat diese Woche in New York angekündigt, dass es den Masterplan für ein 20-Milliarden-Dollar-Entwicklungsprojekt für den Bezirk Yongsan im Zentrum von Seoul liefern wird.
Liebeskind hat das Rennen gemacht: Außer ihm hatten noch vier große internationale Büros in einem Wettbewerb um den Zuschlag gekämpft, nämlich Asymptote (mit Hargreaves Associates), Foster + Partners, Jerde Partnership sowie Skidmore Owings and Merrill. Alle hatten ein Planungsbudget von einer Million US-Dollar zur Verfügung, um städtebauliche Entwürfe abzuliefern (siehe BauNetz-Meldung vom 26. August 2008).
Die insgesamt 140 Hektar Land, auf dem sich heute ein Eisenbahndepot der Korea Railroad Corp. (KORAIL) und eine US-Militäreinrichtung befinden, sollen vor allem in einen architektonisch attraktiven Standort für internationale Firmen umgewandelt werden. Die US-Militärbasis wird 2012 in den Süden Seouls umziehen, sodass das Gelände nach Libeskinds Vorstellungen in einen urbanen, durchgrünten Park mit Bürogebäuden, Apartmenthäusern, Einzelhandel und Kultureinrichtungen verwandelt werden kann. Das neue Yongsan soll in Zukunft die Rolle eines Links zwischen dem Zentrum und Seoul-Süd herstellen.
Der Entwurf trägt den Namen Archipelago 21, da jedes der Quartiere wie eine Insel inmitten eines Sees in einem großen urbanen Park funktionieren soll. „Unsere Idee ist es, eine Destination für das 21. Jahrhundert zu schaffen, die zugleich transformativ, vibrierend, nachhaltig und divers ist“, meinte Libeskind in einer Stellungnahme. Er habe beabsichtigt, „jede Form, jeden Platz, jede Nachbarschaft so abwechslungsreich und wiedererkennbar wie möglich zu machen“. Libeskind wird jedoch als Masterplaner nicht alle Gebäude selbst verwirklichen.
Das Herzstück des globalen Businessdorfs bildet ein spektakulärer, 620 Meter hoher Wolkenkratzer sowie zwölf kommerzielle Gebäude. Die Bürogebäude sollen 20 bis 70, und weitere sieben geplante Wohn- bzw. Bürogebäude 20 bis 50 Geschosse hoch werden. Der Baubeginn ist für 2011, die Fertigstellung für 2016 geplant. Hauptinvestor dieses Entwicklungsprojekts ist die Samsung C&T Corporation.
Auferstanden aus Ruinen, und der Zukunft zugewandt: Dieses bekannte Motto trifft auch auf die Hauptstadt Südkoreas zu. Nach dem Ende des Koreakriegs im Jahr 1953, der zur Teilung des Landes führte, wurde rasch mit dem Wiederaufbau Seouls begonnen. Das Stadtbild änderte sich dabei massiv, denn die südkoreanische Militärregierung unter Park Chung-hee kontrollierte alles. Sie nahm dabei wenig Rücksicht auf Traditionelles. Bis auf die Paläste und Tempel findet man heute kaum Bauten, die älter als von 1960 sind.
Das rasante Bevölkerungswachstum der Stadt forderte städtebaulich ebenfalls seinen Tribut: Heute leben rund 43 Prozent aller Südkoreaner in der Seouler Metropolregion Sudogwon, einer der weltgrößten Ballungsräume nach Tokio-Yokohama. In Zeiten des Booms wurde in Seoul zuletzt von Entwicklern wild drauflosgebaut. Oft nicht nur ohne Masterplan, sondern auch ohne Sinn und Verstand. Aber das soll sich nun, dank Libeskind, ändern.
Till Wöhler, Peking
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