Ein weiteres Mitglied der Hochhausfamilie des Yongsan International Business District in Seoul stellt sich vor: der spitzbäuchige Turm von Daniel Libeskind. Das Gebäude entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Hochaus The Blade seines (Wettbewerbs-)Kollegen Dominique Perrault (siehe BauNetz-Meldung vom 15. Mai 2012).
Auch wenn Libeskind der Freedom-Tower für New York weitestgehend aus der Hand genommen wurde, seine Vorliebe für poetische Namen ist geblieben. Der Harmony Tower wird am nordöstlichen Ende des neu entstehenden Geschäftsviertels als „Tor und Wegweiser“, so die Architekten, gebaut. Auf 46 Etagen verteilen sich 100.000 Quadratmeter; 38 Geschosse werden Büros aufnehmen.
Die Inspiration für die Großform holten sich die Architekten von der sogenannten Yun Deung, einer traditionellen koreanischen Papierlaterne. Inmitten des sonstigen Werks Daniel Libeskinds wirkt der Turm geordnet, fast ruhig. Dabei aber keinesfalls statisch: An seinem Fuß weicht die Fassade nach innen zurück, um den Eingangsbereich als offenen Platz zu gestalten. Um die Taille herum hingegen läuft der Bau nach außen spitz zu. Damit wird für die Bürofächen das Maximum herausgeholt, ohne an Raum für den Ausblick auf den Han-Fluss sparen zu müssen. Nach oben weicht die Fassade wieder zurück – es entsteht eine markante Turmspitze. Außerdem soll damit eine allzu große Verschattung der Nachbartürme vermieden werden, eine rücksichtsvolle Geste also.
Die Glasflächen der Fassade reflektieren den Himmel und fangen das Licht ein. Um dadurch das Gebäude aber nicht zu sehr aufzuheizen, liegen auf jeder der Büroetagen an der Süd- und Westseite Wintergärten. Ohne die scheint ein anständiges Hochhaus seit dem Commerzbank-Turm in Frankfurt von Foster and Partners (1997) nicht mehr auszukommen. Die Gärten tragen durch den Schutz vor Sonne und ihre natürliche Belüftung aber sicher zur Nachhaltigkeit des Baus und zum Wohlbefinden seiner Nutzer bei.
Alle Abbildungen: Studio Daniel Libeskind
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