Im nordwestindischen Bundesstaat Punjab liegt die Stadt Patiala. Dem Campus der dort angesiedelten Thapar University fehlte es an Struktur. Um diesen Missstand zu beheben, hatte die Universität internationale Architekt*innen eingeladen, die im Anschluss an eine Besichtigung des Areals innerhalb einer Stunde ein erstes Konzept aufstellen sollten. Aus diesem Verfahren war das Büro McCullough Mulvin Architects (Dublin) als Sieger hervorgegangen. Daraufhin wurden es mit dem Campus-Masterplan und der Planung zweier Studierendenwohnheime sowie eines Lernzentrums beauftragt. Die Bauten realisierten sie in Zusammenarbeit mit dem Büro Designplus Associates (Gurugram) aus dem angrenzenden Bundesstaat Haryana.
2019 wurde das Lernzentrum fertiggestellt. Der Komplex mit insgesamt 30.000 Quadratmetern umfasst eine Bibliothek, ein Vorlesungsgebäude und die naturwissenschaftliche Fakultät. Drei polygonale Baukörpern stehen auf einem quadratischen Sockel, von dem aus diagonal zueinander angeordnet zwei großflächige Rampen abgehen. Die jeweiligen Atrien, die Licht in die massiv und geschlossen wirkenden Bauten hineinführt, sind unterschiedlich ausgebildet. Die Fassaden aus dem regionaltypischen roten Sandstein sind mit weißen Marmordetails akzentuiert. Im Inneren dominieren Strukturen aus Beton und hölzerne Elemente.
Die geschlossene Fassade begegnet dem subtropischen Klima des Punjab. Die lamellenartigen Steinschirme, ähnlich des Jali, einem perforierten Stein, der als typisches Element der indo-islamischen und der indischen Architektur allgemein gilt, lassen Licht hinein und schützen zugleich vor Sonne und Regen. Springbrunnen und schattige Unterschlüpfe im Lernzentrum dienen als kühle Aufenthaltsorte für die Studierenden. Pflanzen und Bäume rund um das Gelände und auf den Dächern sollen das Mikroklima verbessern.
Eine 1,5 Kilometer lange, schattenspendende Pergola verbindet die Wohnheime mit dem Lernzentrum. Sie bildet das „zentrale Rückgrat“ des Campus, an dem künftig weitere Einrichtungen entstehen sollen. Die Pläne für Sportzentrum, Venture Lab und Gästehaus der Universität stammen ebenfalls von McCullough Mulvin Architects und sind im Masterplan bereits zu erkennen. (tp)
Fotos: Christian Richters
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