Sensibilität im Umgang mit dem Erbe der Nachkriegsarchitektur ist in Deutschland im Zuge der Rekonstruktionswelle der letzten Jahre eher selten. Hier ein erfolgreiches Beispiel.
Für die Evangelische Gemeinde Bickendorf in Köln erweitern Lepel & Lepel (Köln) die Epiphaniaskirche, einen Sakralbau aus den 1960er Jahren von Paul Opp. Mit dem Entwurfskonzept „Kirche Weiterdenken“ greift das Kölner Büro die puristische Sprache des Nachkriegsarchitekten sensibel auf und verstärkt deren Qualitäten – damit konnten Lepel & Lepel 2011 den Wettbewerb für sich entscheiden. Das Gemeindezentrum wurde am 12. April 2015 eingeweiht.
Die Zusammenführung von vier Gemeindebezirken erforderte eine räumliche Expansion. Vor die Kirche setzen die Architekten ein Foyer, welches mit seiner sechs Meter hohen, vollverglasten Fassade eine neue Ansicht und Eingangssituation schafft. Die ursprüngliche Fassade der Kirche bleibt erhalten und wird in den neuen Baukörper inkorporiert. Dadurch entsteht eine neue Zwischenzone, die einen graduellen Übergang vom sakralen zum öffentlichen Stadtraum fördert. Die neue Schwelle zum Vorplatz der Kirche scheint formal, aber auch programmatisch – im Foyer entsteht ein Café – poröser.
Ähnlich wie die neue Fassade stärkt ein neues Element auf dem Vorplatz die Präsenz der Gemeinde im Stadtraum. Die Architekten errichten einen schon bei Opp vorgesehenen, aber aus finanziellen Gründen nicht verwirklichten Glockenturm, welcher das Glaubenssymbol minimalistisch abbildet.
Die Re-Orientierung des Kirchenraumes – Lepel & Lepel drehen Altar und Bestuhlung um 90 Grad – schafft zusätzliche Sitzplätze für die Gemeinde und verstärkt die Wirkung des monumentalen Buntglasfensters von Opp.
Eine klare, rationale Architektur: die Gemeinde sieht hier die protestantische Lebenshaltung räumlich übersetzt. (df)
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