Leipzig-Lindenau, Zschochersche Ecke Felsenkellerstraße. Ein spitz zulaufendes Grundstück, vorn rattern Straßenbahn, Autos und LKW vorbei, hinten: Wohnungen, Kleingewerbe. In dieser wortwörtlichen Spitzenlage entstand vor drei Jahren ein Holzhaus, das nachhaltig Eindruck macht – und kürzlich den Sächsischen Staatspreis für Baukultur 2019 erhielt.
Nach dem Holzbaupreis Sachsen und einer Anerkennung beim Deutschen Holzbaupreis ist jener in diesem Jahr bereits die dritte Auszeichnung für Leipzigs erstes Wohn- und Geschäftshaus in Massivholzbauweise. Bis auf das Fundament und den Treppenhauskern mit Aufzugsschacht aus Stahlbeton besteht das Haus aus massivem Brettsperrholz aus Österreich: Sibirische Lärche, die mit einer Vergrauungslasur behandelt wurde. Innen kommt eine Stützen-Riegelkonstruktion aus Brettschichtholz zum Tragen.
Vier Wohnungen zwischen 120 und 195 Quadratmetern und eine 430 Quadratmeter große Gewerbeeinheit sind in dem Fünfstöcker untergebracht. Entworfen hat den insgesamt 2,45 Millionen Euro teuren Neubau das Büro Asuna – atelier für strategische und nachhaltige architektur aus Leipzig. Bauherrin ist die Baugemeinschaft Z8, zu der sich die fünf Einzelbauherren, allesamt Selbstnutzer, zusammengeschlossen haben. Das Ergebnis: frei einteilbare Grundrisse, Rundumsicht, ein großer Dachgarten. Und Aluminium-Schiebeläden als Sonnenschutz.
Dazu gibt’s ein Energiekonzept, das vorsieht, das Gebäude über eine Wärmepumpenanlage, die durch 20 Quadratmeter Sonnenkollektoren und wassergeführte Kamine in den Wohnungen unterstützt wird, mit Wärme für Heizung und Warmwasser sowie aktiver und passiver Kälte zu versorgen. Toiletten werden mit Brauchwasser aus der Regenwassernutzungsanlage gespült. Das Gebäude erfüllt den KfW-55-Standard.
„Nachhaltig in die Zukunft“ – so lautete das Motto des diesjährigen Sächsischen Staatspreises für Baukultur, den das Innenministeriums, die Architektenkammer und die Ingenieurkammer vergeben. Das Leipziger Holzhaus, für das insgesamt 520 Kubikmeter Holz verbaut wurden, die rund 520 Tonnen CO2 binden, erfüllt dieses Motto laut Preisgericht. Darüber hinaus erhielten fünf weitere Projekte eine Anerkennung: die Erweiterung des Barkhausenbaus der TU Dresden, der Umbau des Hauptbahnhofs in Chemnitz, der Kulturpalast und das Kutscherhaus in Dresden sowie die Biofassade „NFK-Bio Light“ in Chemnitz. (kat)
Fotos: Peter Eichler, Martin Jehnichen
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Noch bis zum 20. Juni 2019 sind die prämierten Arbeiten des Sächsischen Baukulturpreises im Haus der Architekten, Goethestraße 37, in 01309 Dresden zu sehen.
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auch ein | 13.06.2019 12:38 Uhrarchitekt
"Die aufgeständerte Ecke ist zugleich Eingangsbereich und öffentlicher Durchgang."
feinstes architektengeschwurbel!
da ist halt der gehweg bissle breiter und noch ne stütze im weg...
schönes gebäude!