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07.11.2018

Wie wohnt eigentlich ein Genie?

Le Corbusiers Apartment in Paris saniert


Ein Besuch in Le Corbusiers Apartment in der Rue Nungesser et Coli in Paris ist nicht ganz einfach. Geöffnet hat es nur wenige Stunden pro Woche, und besonders offensiv beworben wird das Kleinod der Fondation Le Corbusier auch nicht. Für Architekten ist eine Besichtigung jedoch schlicht und ergreifend ein Muss. Zum Glück ist das nun wieder möglich, nachdem das Apartment zwei Jahre lang geschlossen war. Unter der Leitung des Pariser Büros Francois Chatillon Architecte wurde die Wohnung mit großem Aufwand denkmalgerecht saniert und in den Zustand von 1965 versetzt, als Le Corbusier starb.

Das Apartment wirkt trotz seiner 240 Quadratmeter relativ klein und wenig repräsentativ. Man muss es sich vor Augen führen: Der Meister besaß weder eine weiße Villa, noch richtete er sich in einer großbürgerlichen Wohnung im Zentrum von Paris ein. Stattdessen lebte er seit 1934 in einem seiner weniger bekannten Projekte: In der Immeuble Molitor im gutbürgerlichen Westen der Hauptstadt, unweit des großen Parks Bois de Boulogne. Zusammen mit seiner Frau Yvonne Gallis wohnte er im obersten Geschoss des Mehrfamilienhauses mit seiner aufregend konstruktivistischen Fassade aus schwarzen Stahlprofilen und Glasbausteinen. Ein großer Teil der Wohnung diente als privates Atelier, in dem Le Corbusier malte, zeichnete und schrieb.

Wer durch die Räume flaniert, staunt über die großartigen Details – und kommt schnell ins Nachdenken. Warum sitzt das Bett auf ein Meter hohen, wackelig wirkenden Metallstützen? Warum ist in die breite Schlafzimmertür ein Schrank integriert? Wie soll man die höhlenartig gerundeten Einstiege in Bad, Dusche und Toilette verstehen? Und weshalb gönnte sich Le Corbusier nur ein Kabuff mit Glasbausteinen als Arbeitszimmer?

Das Apartment ist eine faszinierende Welt für sich, weit weg von der streng durchexerzierten Ästhetik, die man beispielsweise mit dem Bauhaus verbindet. Französische Kunst, Objekte aus der Natur, Gefundenes und Produziertes, eine spielerische Freude an Verschrobenheiten und eine überbordende Lust an der Kombination von Formen und Farben charakterisierten Le Corbusiers Lebensstil. In den nun wieder geöffneten Räumen des Apartments ist vieles davon gut nachvollziehbar. Dass das Ganze an der einen oder anderen Ecke wie gebastelt wirkt, erscheint da nur logisch. Und dass immer wieder eine asketische Haltung durchschlägt, passt hervorragend in das Gesamtbild eines Architekten, der in den Ferien in seinem Cabanon an der Riviera bekanntlich ein minimiertes Wohnen auf engstem Raum zelebrierte.

Vielleicht kann man das Apartment als ein gebautes Psychogramm begreifen. Ganz sicher sollte man sich – gerade wenn man eher kritisch zu Le Corbusier steht – nach dem Besuch Zeit nehmen, nochmals über dessen Projekte nachzudenken. Vieles erscheint dann plötzlich in einem anderen Licht. (gh)


Zum Thema:

Das Apartment ist jeweils Montag und Dienstag von 14–18 Uhr und am Samstag von 10–13 Uhr und 13:30–18 Uhr geöffnet. Um Voranmeldung unter reservation@fondationlecorbusier.fr wird gebeten. Eintritt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro. Weitere Informationen findet man auf der Webseite der Fondation Le Corbusier.


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Ein Besuch in Le Corbusiers Wohnung und Studio in der Rue Nungesser et Coli gehört für Architekten eigentlich zum Pflichtprogramm in Paris.

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