Aus 22 Gebäuden wurden schließlich 17, doch im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Bei einer UNESCO-Tagung in Istanbul erklärte das zuständige Komitee am Wochenende maßgebliche Werke des schweizerisch-französischen Architekten
Le Corbusier zum Welterbe. Einen gemeinsamen Antrag hatten Argentinien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan und die Schweiz erstmalig schon 2009 gestellt – allerdings gab es immer wieder
Einwände gegen das Konzept, die sich nun aber in Wohlgefallen aufgelöst haben. Aus Deutschland wurden die beiden
Le-Corbusier-Häuser der Weißenhofsiedlung ausgezeichnet, die 2005 mustergültig durch Architektur 109 im Auftrag der Wüstenrot-Stiftung saniert wurden.
Im Kontext der 17 Gebäude zählen die Stuttgarter Bauten hinsichtlich ihrer Größe zum Mittelfeld, neben weiteren kleineren Wohngebäuden wie dem
Maison du Docteur Curutchet in Buenos Aires und der
Villa Savoye in Poissy. Das kleinste Gebäude auf der Liste ist das
Cabanon in Roquebrune-Cap-Martin, zu den Größten zählen der Kapitol-Komplex in Chandigarh und die
Unité in Marseille. Weitere Klassiker wie die Kapelle in Ronchamp und das Kloster
La Tourette in Éveux befinden sich ebenfalls auf der Liste. Chandigarh als städtebauliches Gesamtwerk hatte man nach dem ersten Anlauf hingegen wieder gestrichen, als einziges Siedlungsprojekt erhielt nun die
Cité Frugès in Pessac den Welterbe-Status.
Mit der Aufnahme der Le-Corbusier-Bauten folgt das Komitee seinem relativ jungen Hang zum Gesamtwerk. Lange Zeit galt nämlich das Prinzip, immer nur einzelne Werke oder zusammenhängende Ensembles auszuzeichnen, was sich erst mit der Aufnahme von 23 Villen von Andrea Palladio und zwölf Festungsanlagen von Sébastien Le Prestre de Vauban änderte. Bei Le Corbusier hieß es zunächst, es sei noch nicht nachgewiesen, ob sein Werk tatsächlich globale Bedeutung habe. Hinter dieser Ablehnung durfte allerdings eher ein Richtungsstreit innerhalb des Komitees vermutet werden, wie Joseph Hanimann 2011 in der
Süddeutschen Zeitung schrieb.
Insgesamt ist die Architektur der Moderne auf der Liste bisher eher spärlich vertreten. Zu den wichtigen Beispielen gehören neben dem Bauhaus die Wohnsiedlungen der Berliner Moderne oder die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam. Auch die Villa Tugendhat gehört seit 2001 zum Welterbe, Mies van der Rohe hat es also vor Le Corbusier geschafft.
Parallel zu Le Corbusier wurde in Istanbul nun außerdem das
Conjunto Moderno da Pampulha in Belo Horizonte aufgenommen, das von
Oscar Niemeyer und
Roberto Burle Marx gestaltet wurde. Nominiert, aber noch nicht ausgezeichnet sind hingegen zehn Gebäude von Frank Lloyd Wright – am gestrigen Sonntag entschied das Komitee, die Antragsteller noch einmal nacharbeiten zu lassen.
(sb)
Zum Thema:
www.unesco.de
www.wuestenrot-stiftung.de
www.stuttgart.de/weissenhof