„Die Einschränkungen traditioneller Typologien“ möchte sie auflösen: Ellen van Loon entwirft gemeinsam mit Rem Koolhaas die „Factory“ in Manchester als hybriden Raum für Tanz, Theater, Musik, Oper, bildende Kunst, gesprochenes Wort und innovative Pop-Kultur . Die neue vom Office for Metropolitan Architecture (Rotterdam) gestaltete Fabrik soll in der ehemaligen nordenglischen Industrieregion endlich wieder die Wirtschaft ankurbeln. Die Erwartungen an die 78-Millionen-Pfund-Investition sind hoch angesetzt: 1.500 Jobs und 1,1 Billionen Pfund soll das „flagship cultural venue“ in den nächsten zehn Jahren in die Stadt bringen, die lokale Kreativindustrie zum wachsen bringen und Unabhängigkeit gegenüber London erlangen.
Die Architekten hatten sich mit ihrem „ultra-flexiblen“ Ansatz im Wettbewerb 2015 u.a. gegen Zaha Hadid, Mecanoo (die stattdessen nun die örtliche Uni erweitern) und Diller Scofidio + Renfro durchgesetzt. Der damals vorgeschlagene transparente Kubus aus Stahlfachwerk stellt sich inzwischen ikonenhafter dar: Wie eine große Kinoleinwand soll die gebogene Fassade in die Stadtlandschaft strahlen. Eine Plaza soll über der Straße gebaut werden und zum Flanieren am Flussufer – um den amöbenhaften Baukörper der Zuschauertribüne herum – einladen. Die auf den Visualisierungen abgebildeten Spaziergänger zeigen jetzt schon, welch internationales Publikum man sich verspricht.
Vor fünf Jahren wurde das Manchester International Festival kurz MIF ins Leben gerufen. Bisher findet die 2-jährige Veranstaltung in einem Netz von Theatern, Galerien, Konzerthallen oder Park-Garagen und Kirchen im Großraum Manchester statt. Da das Festival erfolgreich internationale Künstler wie beispielsweise Björk, Steve McQueen, Robert Wilson oder Zaha Hadid Architects ansprechen konnte, wird es bald die neue Veranstaltungshalle betreiben. Der Bau ersetzt die ehemalige Fernsehproduktionsstätte Granada Studios und erinnert mit der Benennung nach dem Plattenlabel Factory Records an die Manchester Musikkultur der Siebziger. Das Flair der Industrieruinen soll auch für zukünftige Veranstaltungen den Hintergrund bilden.
Während aktuelle Projekte von OMA wie das Faena Forum in Miami oder Springer in Berlin eher langweilig daherkommen, sorgte der Umbau der Fondaco dei Tedeschi in Venedig für die Benetton-Familie für Kontroversen. Vielleicht wird auch die Factory wieder anecken. Fest steht: OMA kennen sich mit der wirtschaftlichen und kulturellen Globalisierung bestens aus und sind deshalb ein geradezu idealer Partner für dieses ambitionierte Unternehmen. An der Finanzierung beteiligen sich sowohl öffentliche als auch private Sponsoren und Spender sowie gemeinnützige Organisationen. (dd)
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