Es gibt so einige Klischees, die hierzulande unter dem Label „mediterrane Lebensweise“ zu Fertighäusern verrührt werden. Dazu gehören ein warmer Putz, Terrakottafliesen und gerne auch eine große Terrasse samt Outdoorküche für das zeitweilige Leben im Freien – selbst, wenn letzteres nur wenige Tage im Jahr möglich ist. Eine Mischung, die am Ende leider trotzdem nur ziemlich banale Architektur mit ein paar aufgelebten Applikationen ergibt. Beim Casa Ter des Büros MESURA, das tatsächlich im Süden steht, ist es umgekehrt. Es erfüllt alle formalen Erwartungen an ein mediterranes Haus, hält sich aber fern von jeglichen Klischees. Das Projekt entstand östlich von Girona in der Region Baix Empordà, einer ländlichen Gegend Kataloniens.
Die Architekt*innen aus Barcelona haben das Ferienhaus als 0-km Projekt konzipiert, dessen Materialien primär aus der näheren Umgebung stammen. Natürlich erwies es sich dahingehend als hilfreich, dass das benachbarte La Bisbal d’Empordà ein Zentrum der Ton- und Keramikindustrie ist. Die Wände bestehen aus Beton, dem Steine aus dem namensgebenden Flüsschen Ter zugesetzt wurden, während die Decken aus verschiedenen Ziegelsorten konstruiert sind. Und die Fassaden wurden schließlich mit schmalen Fliesenbändern gegliedert.
Das Haus, das immerhin über vier Schlaf- und ein Gästezimmer verfügt, ist L-förmig um einen gepflasterten Patio angeordnet. Am Schnittpunkt der beiden Flügel befindet sich eine gebäudetiefe, überdachte Terrasse, die bei schlechtem Wetter auch geschlossen werden kann. Hier steht ein rustikaler Esstisch, der von Wohnzimmer und Küche flankiert wird. Vom Patio führt über die Terrasse eine gerade Linie zum etwas tiefer gelegenen Pool.
Bis auf das Gästezimmer sind die Schlafräume im „Küchenflügel“ angeordnet, wo sie strikt in Reihe geschaltet sind. Nur ganz am Ende führt eine kleine Treppe hinauf in ein Turmzimmer, das vermutlich den Hausherren vorbehalten ist. Mit seinem steilen katalanischen Gewölbe ist dieser spektakuläre Raum von außen als formaler Akzent ablesbar. Auch im übrigen Gebäude finden sich geschwungene Decken, die hier allerdings als flachere Segmenttonnengewölbe ausgeführt sind. (sb)
Fotos: Salva López