Die Münsteraner Innenstadt rund um den Paulusdom entwickelt sich zum Showroom Berliner Großarchitekten: Nach der Diözesanbibliothek von Max Dudler wird dort morgen ein weiterer wichtiger Kulturbau eines Berliner Büros eröffnet: das LWL-Museum für Kunst und Kultur von Staab Architekten. LWL steht dabei für Landesmuseum Westfalen-Lippe.
Volker Staab hat 2005 einen Wettbewerb für Neubau und Erweiterung des LWL-Museums gewonnen. Für seinen Entwurf wurde der Altbau am Domplatz von 1906 erhalten, Erweiterungsbauten von 1970 und 1974 dagegen abgerissen. Deren innere Disposition hätte das geforderte Raumprogramm nicht ermöglicht, sagt Volker Staab, außerdem wäre die Erhaltung teurer gewesen als ein Neubau. Zwei prägende Wandkunstarbeiten aus den siebziger Jahren wurden am Neubau wieder angebracht.
Eine wesentliche städtebauliche Idee des Entwurfs ist die Verlagerung des Haupteingangs. Bisher lag er versteckt am Domplatz, wo außer an Markttagen eher verschlafene Ruhe herrscht.
Der Eingang weist jetzt zum Ägidiimarkt, der Verlängerung des wichtigsten Straßenraums der Innenstadt, des Prinzipalmarkts. Vom offenen Vorhof des Eingangs gelangt man zunächst zu einem ebenfalls offenen Eingangspatio, bevor man das eigentliche Gebäude betritt. Auch vom Domplatz aus gibt es wieder einen Eingang; er liegt zwischen dem Altbau und einem neuen, spitz auf den Platz ragenden Bauteil von expressiver Kraft. Staab spricht von einer „Sequenz von vier öffentlichen Räumen, welche in ihrem Charakter zwischen Vorplatz, Eingangshof, Patio und überdachtem Foyerraum variieren.“
Das gesamte Erdgeschoss ist als öffentlicher Ort konzipiert, der bis 22 Uhr und ohne Eintrittskarte zugänglich ist. Hier sind Café und Buchshop untergebracht. Das zentrale Foyer ist gebäudehoch angelegt und wird von oben belichtet. Die Sammlung erreicht man über eine einläufige Treppe.
Die Museumsräume in den beiden Obergeschossen hat der Architekt so konzipiert: „Mit unterschiedlichen Raumproportionen entstehen abwechslungsreiche Raumsequenzen, die immer wieder – unterbrochen durch Ausblickräume – rhythmisiert werden. Diese Ausblickräume sind auf bestimmte städtische und innenräumliche Situationen ausgerichtet.“
Die Außenfassaden reduzieren sich auf ortstypischen beige-grauen Sandstein und helle, beinahe weiße Beton- und Putzflächen. Auch im Inneren bleibt die Materialität zurückhaltend.
Die Münsteraner Innenstadt wurde nach dem Krieg bewusst auf den alten Parzellen wiederaufgebaut, was damals bei vielen Architekten als rückständig galt. Doch längst ist man froh über diese Entscheidung, sorgt sie doch für maßstäbliche Stadträume, besonders am und um den Prinzipalmarkt herum. Volker Staabs differenzierter Museums-Großbau fügt sich wie selbstverständlich in diese kleinteilige Kulisse ein, ohne sich durch Mätzchen selbst zu verniedlichen. Das ist eine große und eigenständige architektonische Leistung. (-tze)
Fotos: Marcus Ebener
Zum Programm des Eröffnungs-Wochenendes 19. bis 21. September 2014
Zum Thema:
„Ein Pathos des ‚Kunst-Raums‘ stellt sich ein, wie es Axel Schultes kultiviert hat, in dessen Büro Volker Staab einst tätig war.“ Mehr zum LWL-Museum in der Bauwelt 35.14 (PDF)
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Fan | 19.09.2014 16:06 Uhr@peter
Die Spitze versteht man nur vor Ort, weil Sie als solche nicht wahrnehmbar ist!
Einfach Spitze! Schaut's euch an!