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12.03.2019

Quadratur des Kreises

Landesgalerie in Krems von Marte.Marte


Karikaturmuseum, Forum Frohner, Kunsthalle – die niederösterreichische Stadt Krems, 70 Kilometer westlich von Wien gelegen, ist schon länger Anziehungspunkt für Interessierte zeitgenössischer und satirischer Kunst. Nun ist ein markanter Museumsneubau hinzugekommen: Die Landesgalerie Niederösterreich erweitert die Museumsmeile zwischen Ringstraße und verkehrsberuhigter Steiner Landstraße nahe dem Donauufer. Entworfen haben das Museum, das künftig die Kunstsammlung des Landes Niederösterreich mit den Schwerpunkten 19. und 20. Jahrhundert beherbergt, die im zugehörigen Wettbewerb siegreichen Architekten vom Büro Marte.Marte (Feldkirch).

Während der Grundriss auf jeder Ebene ein einfaches Quadrat bildet, entstehen durch die Torsion um die Achse der Nordwestecke des Gebäudes hyperparabolische Fassaden. Die Formen der komplexen, diskontinuierlich gekrümmten Flächen werden maßgeblich durch den jeweiligen Betrachtungsstandpunkt definiert. So erscheint eine Seite aus einem Winkel als Flucht, aus einem anderem als überhängende Steilwand. Ebenfalls verzerrte, gläserne Segmentbogen ermöglichen die natürliche Belichtung des Erdgeschosses, während sich der fensterlose Solitär ansonsten hermetisch im Stadtraum positioniert.

Konstruktiv ist das Museum ein Stahlbetonmassivbau mit tragenden Kernen. Über die kompakte Außenwandkonstruktion werden die Lasten in die vier Eckpunkte abgeleitet. Die Verkleidung besteht aus Rhomben in mattem Zink. Die das Sonnenlicht reflektierenden, silbrig-weißen Fassaden ändern je nach Tageszeit und Wetterlage ihre atmosphärische Wirkung.

Der Museumsneubau von Marte.Marte bietet 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, Foyer, Shop und verschiedene gastronomische Angebote. Die künstlich belichteten Galerien sind um zwei Erschließungskerne angelegt, die Aufzug und eine rohe Betontreppe beherbergen. Die Krümmung der Außenwände findet – platzeffizient, wenn auch für die Hängung von Bildwerken durchaus herausfordernd – in den Ausstellungsräumen ihren Widerklang. In der oberen vierten Etage ermöglicht eine aus der Fassade geschnittene Dachterrasse Blicke auf die Donau, das Benediktinerkloster Stift Göttweig und die Ausläufer des Dunkelsteinerwaldes; zudem kann die Fläche als offener Skulpturengarten genutzt werden.

Mit der Landesgalerie ist Marte.Marte ein unerschrockener Bau gelungen, der sich vom historischen Kontext und der städtebaulicher Maßstäblichkeit der beschaulichen, in der Wachau gelegenen Stadt kaum beeindruckt zeigt. Eröffnet werden soll die kühne Raumskulptur am 25. Mai 2019. (stu)


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