127 an Stahlseilen aufgehängte Metallelemente, 1,2 Meter breit, 175 Meter hoch und mehr als einen halben Kilometer lang – das sind die Ausmaße der längsten Fußgängerhängebrücke der Welt. Ihr seltsam anmutender Name 516 Arouca bezieht sich auf die 516 Meter Länge, mit der sie die Schlucht des Flusses Paiva im Norden Portugals überspannt. Entworfen hat die knapp 20 Kilometer nordöstlich des Städtchens Arouca lokalisierte Brücke das portugiesische Büro Itecons (Coimbra).
Für das Instituto de Investigação e Desenvolvimento Tecnológico para a Construção, Energia, Ambiente e Sustentabilidade, wie der vollständige Büroname lautet, stand Sicherheit an erster Stelle. So gingen dem Bau, der 2018 begonnen und im Herbst 2020 fertiggestellt wurde, mehrere Monate des Testens voraus. Mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten und -richtungen wurde die Belastbarkeit der Aufhängung in Modellen geprüft und im Labor verschiedene Prototypen untersucht.
Das Brückenprofil dagegen war schnell klar: eine konkave Form, angelehnt an die jahrhundertealten Seilbrücken der Inka, die eine solche Last tragen können und deren nötige Verankerungen gleichzeitig gering sind. Aufgehängt an zwei V-förmigen Betontürmen, die im Granitfels verankert sind, führen Stahlseile nun in einem 20 Grad-Winkel über die Schlucht. Die 127 Gitterelemente fungieren dabei jeweils als „eigenständige Zelle“, wie die Architekt*innen schreiben. Heißt: Falls der unwahrscheinliche Fall eintritt und eines der Stahlseile reißt, sollen die Brückenelemente trotzdem miteinander verbunden bleiben.
Doch schon die Bauphase stellte eine Herausforderung dar. Der schwierigste Moment: das erste Stahlseil von einem Ufer zum anderen zu bringen, so Itecons. Mitten im Winter durchschwammen Arbeiter dazu den Paiva-Fluss und installierten das erste Metallelement.
Bauherr des Projektes ist die Gemeinde Arouca, die sich davon finanziellen Erfolg durch mehr Tourismus verspricht. So verbindet die Brücke nun die Orte Alvarenga und Canelas, ist aber vor allem eine neue Attraktion inmitten des Arouca UNESCO Global Geoparks. Die Baukosten werden mit 2,1 Millionen Euro angegeben, an denen sich sowohl das Land, der regionale Entwicklungsfonds und die Europäische Union beteiligten.
Seit ihrer offiziellen Eröffnung im Mai dieses Jahres können sich schwindelfreie Besucher*innen auf die Brücke wagen. Zwölf Euro kostet der Besuch in 175 Metern Höhe, maximal 50 Menschen dürfen gleichzeitig rauf, Tiere und High Heels sind verboten. (kat)
Fotos: Itecons
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