Erst die Schafe, dann die Maschinen – und zwar aus gutem Grund: Die Parklandschaft von Snøhetta (Oslo) rund um das sogenannte MAX IV Labor wurde bereits im Frühjahr fertig, während der Teilchenbeschleuniger selbst erst diesen Sommer in Betrieb ging. Die grünen Hügel dienen nämlich nicht nur der Erholung, sondern sie sind auch notwendig, um die Vibrationen einer nahen Schnellstraße zu kompensieren – ohne die Außenanlagen wäre es also schlicht nicht gegangen. Die runde Großform am Rande der Unistadt Lund wurde von FOJAB arkitekter (Malmö) entworfen.
Die Gestaltung des Forschungsbaus und seiner Umgebung gehen auf einen geladenen Wettbewerb zurück, bei dem FOJAB und Snøhetta unabhängig voneinander ausgezeichnet wurden – in Zusammenarbeit mit dem Baukonzern Peab und dem Immobilienunternehmen Wihlborgs entstand schließlich die Gesamtanlage. Der Fokus von FOJAB lag dabei auf der „Lebenserwartung“ der einzelnen Teilbereiche, die sich im ständigen Wandel befinden. Was nur wenige Jahre in Betrieb sein wird, wurde eher unspezifisch und kostengünstig gestaltet, während längerfristig genutzte Elemente mehr Aufmerksamkeit erhielten.
FOJAB entwickeln mit dem MAX IV also keine durchgehend kohärente Architektur, sondern eine gleichermaßen räumlich wie zeitlich flexible Rahmenstruktur. Insbesondere der Bürotrakt und die äußere Hülle des Ringgebäudes dürften dabei auf längere Sicht hinaus unverändert bleiben, während die kleineren Gebäude irgendwann einfach abgerissen und neu gebaut werden könnten.
Snøhetta übersetzen diesen Gedanken der Transformation übrigens auch in die Gestaltung der Landschaft. Ihre sanften Hügel – die unter anderem mit Hilfe von GPS-gesteuerten Bulldozern entstanden – nehmen nämlich den gesamten Aushub des Projekts auf, weshalb sich die Forschungseinrichtung mit nur wenig Aufwand irgendwann wieder in bestes Ackerland verwandeln ließe. (sb)
Fotos: Mikal Schlosser, Felix Gerlach, Cecilia Holm und ABML4
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