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09.11.2016

Zwischen Bronze und Schlick

Laborgebäude von kister scheithauer gross in Köln


Gold soll Größzügigkeit und Wärme vermitteln, Braun wiederum Sinnlichkeit und Bequemlichkeit, Grau steht für Neutralität und Nüchternheit. Ein bißchen Farbenlehre darf man schon betreiben, schaut man sich das Labor- und Bürogebäude von kister scheithauer gross architekten und stadtplaner (Köln) an. Denn dieser auffällige Bau – sein Grundriss ist ein abgerundetes Dreieck, sein Bimsmauerwerk ist komplett von einer lochornamentierten Metallfassade umhüllt – ist in einem Bronzeton gehalten, der zwischen diesen Farben anzusiedeln ist. Der zitierten Populärfarbenlehre zufolge also ein warmer, bequemer und neutraler Bau? Wenn man weiß, dass das Labor zu den Stadtentwässerungsbetrieben in Köln Stammheim gehört, wandelt sich die  Wahrnehmung vielleicht etwas: Ist das wirklich Bronze oder eher Schlickbraun?

Gewiss ist der Gedanke an Schlick falsch, auch wenn es die Kombination aus Fassade und Standort – in Stammheim werden immerhin 84 Prozent des Kölner Abwassers gereinigt – allzu nahe legt. Vielmehr resultiert die Farbe aus dem Ansinnen von kister scheithauer gross, eine ästhetisch anspruchsvolle Architektur auf einem Areal zu realisieren, das von industriellen Nutzbauten, wie etwa einem massiven Großklärwerk, geprägt ist. Der Bau besitzt wahrscheinlich auch darum eine freie, geometrische Gebäudefigur. Eingeschossig mit nur einem mittigen Aufsatz füllt sie ein schwieriges, dreieckiges Baugrundstück.

Braun für Bequemlichkeit und Gold für Wärme, diese Symbolhaftigkeit ist jedoch nicht unbedingt falsch, denn das Laborgebäude soll vor allem angenehm für die Mitarbeiter sein: kister scheithauer gross legten es ohne eine benachteiligte Rückseite an, der triste Blick auf eine dunkle Innenhofwand bleibt den Mitarbeitern also erspart. Im Inneren ergeben sich durch die Lochfassade immer spannende Ausblicke auf die Umgebung, die Hauptfläche des Baus besteht aus einem hallenartigen Analyselabor, das auf kurze Wege und Transparenz setzt, anstelle der herkömmlichen Zellenlabore.

Funktional und konstruktiv teilt sich das Gebäude in zwei Teile: Einen niedrigeren Bau aus einschaligem, hochwärmedämmenden Bimsmauerwerk und einer höheren Halle aus Stahlbetonfertigteilen mit Trapezblechdach. Die Lochfassade aus Metall ist ein verspielter Zusatz. Sie erinnert an Tetris oder an Hollerithsche Lochkarten. Johannes Kister sieht eine andere Verbindung: „Ich dachte bei der Fassadengestaltung an die typische Siebcharakteristik, die ich mit dem Analysieren und der Recherche, also den Abläufen in einem Labor verbinde.“ (sj)

Fotos: Yohan Zerdoun


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

kister scheithauer gross


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