Warum eine neues Wohnquartier nicht mal nach oben entwickeln, statt es klassisch horizontal anzulegen? Das Amsterdamer Büro LEVS architecten will genau das ausprobieren und plant mit der Immobilienfirma VORM im Den Haager Stadtviertel Binckhorst eine „vertikale Stadt“ in Form eines 115 Meter hohen Turms. Dabei sollen sechs eigenständige „Nachbarschaften“ wie Bauklötze übereinander gestapelt werden. Durch die leicht unterschiedliche Form sowie die etwas versetzte Anordnung der Kuben lässt sich die Unterteilung des Hochhauses, in dem insgesamt gut 200 Wohnungen entstehen sollen, bereits von außen ablesen. Das Konzept der über das Gebäude verteilten Grünflächen kommt von Flux landscape architecture aus Utrecht.
Mit ihrem Entwurf der Binck Blocks streben die Architekten eine neue Form des Wohnturms an. Dieser sei gemeinhin ein eher homogenes Gebilde mit wenig typologischer und sozialer Variation, nicht selten durch Anonymität gekennzeichnet und wenig attraktiv für Familien, schreiben die Architekten. Das Hochhaus in Binckhorst soll das genaue Gegenteil dessen werden und eine möglichst heterogene Bewohnerschaft anziehen. Geplant ist, eine große Bandbreite an Wohntypologien und Gemeinschaftsflächen in dem Baukörper unterzubringen, um damit unterschiedliche Nutzergruppen anzusprechen.
Beispielsweise zeichnet sich die „Park-Nachbarschaft“ durch Dachgärten auf den zur Anlage gehörenden Autoparkdecks aus. Demgegenüber sind in der „Spiel-Nachbarschaft“ alle Wohnungen um eine innere Spielstraße mit dreifacher Raumhöhe angeordnet, was sie vor allem für Familien attraktiv macht. Auf diese Weise soll jede Nachbarschaft ihren ganz eigenen Charakter ausbilden, zugleich aber auch mit den anderen interagieren – so der Wunsch der Architekten.
Mit der formalen Ausführung des Hochhauses – rostrote Metallkuben – nehmen LEVS architecten direkten Bezug auf die noch sehr industriell geprägte Umgebung. Der Turm soll an diese aber nicht nur ästhetisch anknüpfen, sondern auch als Symbol und neue Landmarke über sie hinausweisen, denn hier wird nach und nach ein neues Wohngebiet entstehen. Für die Fassaden ist ein modulares Rastersystem aus Aluminiumprofilen vorgesehen, die Füllungen aus Glas, bronzefarbenen Solarmodulen und Alumiumplatten sollen je nach Wohntypologie variieren. (da)
Zum Thema:
Eine ganze Stadt unter einem Dach? Die Idee ist natürlich nicht ganz neu. Die aktuelle Baunetzwoche#530 widmet sich den Großstrukturen der 1960er und 70er Jahre und blickt nach Asien, wo der Glaube an das Große ungebrochen ist.
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