Eine Mittelstadt in Mittelfranken mit mittelalterlicher Altstadt – so ließe sich Schwabach knapp zusammenfassen. Mittelmäßig ist sie als Teil der prosperierenden Metropolregion Nürnberg und berühmt für ihr Goldschlägerhandwerk jedoch keineswegs. Schwabacher Blattgold ziert berühmte Bauten, vom Buckingham Palast über die Siegessäule bis hin zum Invalidendom, ferner auch zahlreiche Kunstwerke sowie das Rathaus der Stadt selbst.
Derzeit arbeitet Schwabach an einem attraktiven Tor zum Zentrum. Hierfür lobte die Stadt im Frühjahr einen einstufigen, nichtoffenen Wettbewerb laut RPW 2013 mit zwölf eingeladenen Planungsteams aus. Im städtebaulichen Realisierungsteil sollten sie Vorschläge für die Neuordnung eines rund 2,5 Hektar großen Areals am östlichen Rand der Altstadt machen. Zum Wettbewerbsgebiet gehören der für Veranstaltungen genutzte Markgrafensaal, ein Amtsgebäude sowie eine Parkfläche. Hinzu kommen das kleinere Postareal, dessen Nutzer seinen Raumbedarf massiv verringern will, und die Stadtparkstraße, die bislang beide Teilareale trennt.
Im Quartier soll künftig weiterer Raum für Stadtverwaltung und Veranstaltungen sowie für Einzelhandel, Wohnen und Gastronomie entstehen. Zur Wettbewerbsaufgabe gehörte es außerdem, den öffentlichen Raum aufzuwerten und die Verkehrsführung zu überdenken. Im vertiefenden Ideenteil war eine hochbauliche Planung mit 2.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche „zur Erschließung und Organisation des Markgrafensaals sowie der Erdgeschosszonen repräsentativer Nutzungen am Quartierseingang“ gefragt. Ideen für die Freianlagen – rund 4.000 Quadratmeter – sollten klimagerechten Aspekten folgen, etwa durch das Schwammstadtprinzip, Entsiegelung und Begrünung.
All diese Wünsche erfüllte der Beitrag von LAUX Architekten aus München nach Ansicht der Jury auf beste Art und Weise. Er sähe einen hohen Entsiegelungsgrad vor und integriere eine Vielzahl an Nutzungen. Dazu zählen Neu- und Umbauten für die Verwaltung, eine Erweiterung des Markgrafensaals, Wohnen, ein Hotel und ein Mobility Hub sowie mehrere kleine, öffentliche Plätze und Innenhöfe. Die Preisträger und Anerkennungen im Überblick:
- 1. Preis: LAUX Architekten (München)
- ein 2. Preis: Blauwerk Architekten (München) in Arge mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner (Freising)
- ein 2. Preis: super future collective in Arge mit Johannes Kappler Architektur und Städtebau (beide Nürnberg)
- Anerkennung: umarchitekt in Arge mit Joma Landschaftsarchitektur (beide Bamberg)
- Anerkennung: haascookzemmrich Studio2050 (Stuttgart) in Arge mit Planstatt Senner (Überlingen)
- Anerkennung: ***+ dreisterneplus Architektur und Stadtplanung (München) in Arge mit Reichwald Schultz & Partner (Berlin)
Der Entwurf von LAUX Architekten ermöglicht eine schrittweise Realisierung. Die Nutzungen spannen sich entlang eines Netzes aus verschiedenen Freiraumtypologien, darunter Höfe und Gassen, die vom motorisierten Durchgangsverkehr gänzlich frei bleiben. Der Jury unter Vorsitz der Architektin und Stadtplanerin
Ingrid Burgstaller erschienen „die im städtebaulichen Konzept eingeschriebenen Freiräume in ihrer Größe und Proportion äußerst gelungen.“ Sie ermöglichten eine besonders hohe Qualität der Freianlagen.
Die städtebauliche Körnung sei in Bezug auf die Nutzung angemessen, erklärt die Jury weiter. Außerdem lobte sie die Position der Nutzungen, deren separate Erschließung und Vernetzung. All dies würde dem Quartier einen urbanen Charakter verleihen. Nicht zuletzt besteche der Entwurf durch seine klare Struktur und eine Adressbildung des Markgrafensaals. Einstimmig empfahl das Preisgericht den erstplatzierten Entwurf zu beauftragen. Die Wettbewerbsbetreuung übernahm das Büro
Schirmer Architekten + Stadtplaner aus Würzburg.
(sab)
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auch ein | 19.09.2024 08:38 Uhrarchitekt
ich denke bei städtebaulichen wetbewerben können "junge büros" nichts "kaputtmachen". da zählt ja die idee und machbarkeit.
wenns dann in konkrete projekte geht sieht es oft schon anders aus...je nach thema macht ein gewisses vorwissen schon sinn.
ich fand früher die ausschreibungen gut (vielleicht gibts die noch?) bei denen 20 "arrivierte" und dann noch X neue Büros mitspielen durften.
was dann bei den auswahlkriterien den ausschlag gibt weiss man nie, oft können die "kleinen" schlicht bei der materialschlacht, die heute schon im WBW gefordert ist, gar nicht finanziell mithalten