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17.07.2015
Aufwertung des Verfluchten
LAN renovieren Wohntürme in Bordeaux
Dem Begriff „Cité” haftet im Französischen ein Fluch an. Ist er zunächst als positive Bezeichnung für Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus aus den Sechzigern bis zu den Achtzigern herangezogen worden, so wurde er seit den Neunzigern zum Synonym für Verwahrlosung, Heruntergekommenheit und soziale Randlage der Apartmentblocks. Spätestens seit dem Film „La Haine” von Mathieu Kassovitz (1995) will in einer „Cité” niemand mehr wohnen. Viele dieser Siedlungen wurden in den letzten Jahren im Rahmen von Stadtverschönerungsmaßnahmen abgerissen. Doch, das fragt sich das Architekturbüro LAN Architecture (Local Architecture Network), gibt es nicht andere Wege mit dem sozialen Erbe der Cités umzugehen, ohne ihre teils wertvolle Architektur gleich zu zerstören?
Das Pariser Büro beteiligt sich an einem großen städtebaulichen Projekt der Gemeinde Lormont bei Bordeaux. Mit einem Budget von knapp 300 Millionen Euro unterzieht die Stadt ihre vielen Cités weitgreifenden Renovierungen und wandelt sie für eine zeitgenössische Nutzung um. Die drei Wohntürme von Saint Hilaire bilden eine dieser Siedlungen. Sie und ihre umliegende Parkanlage haben die Planer von LAN Architecture modernisiert und neu interpretiert.
Den drei Türmen wurde jeweils eine neue Fassade vorgehangen. An das bereits bestehende Gitter der ursprünglichen Betonfassade haben die Architekten ein Aluminiumraster appliziert, in das sich bewegliche Paneele aus Polykarbonat einfügen lassen. In der Form quadratisch und unterschiedlich tief in den Alurahmen gesetzt, strukturieren die transparenten und hell reflektierenden Kunststoffplatten die Fassade der Türme. Innen isolieren sie und vergrößern den Wohnraum um die nunmehr geschlossenen Balkone des Bestandsbaus.
Die umliegende Grünfläche der Anlage von Saint Hilaire haben LAN Architecture zu einem öffentlichen Park umgestaltet. Motorfahrzeuge sind von der Fläche verbannt, die vormals vielen Zuwege zu den Parkplätzen und Garagen haben die Architekten auf wenige reduziert. Stattdessen hat das Pariser Büro mit Holz- und Betonelementen einen Parcours auf der Fläche angelegt und mehr Gewächse pflanzen lassen. Auf dem zentralen Plateau zwischen den drei Apartmenttürmen liegt nun ein Spielplatz. Den metallenen Spielstrukturen auf seinem Gelände haben die Architekten einen Goldton gegeben – LAN Architecture meinen es ernst mit der Aufwertung. (sj)
Fotos: Julien Lanoo
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