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25.08.2006

Mutterschiff für Zenit

Kurokawa baut Stadion in St. Petersburg – mit Kommentar


Russland wird bald sein erstes Stadion von Kisho Kurokawa bekommen. Sein Entwurf gewann den Wettbewerb um den Bau eines neuen Stadions für den Fußballclub Zenit. Das meldet die Zeitung Kommersant am 24. August 2006.

Neben Kurokawa nahmen aus Russland die Büros LenNIIproject (in Gemeinschaft mit Braun & Schlockermann ARCADIS) und Mosproject-4 teil, außerdem noch gmp und das portugiesische Büro von Thomas Taiwera.

Das neue Stadion soll Zenit zu Beginn der Saison 2009 zur Verfügung stehen. Der Bau wird mit städtischen Geldern finanziert, die mittels Steuern von Gazprom-Tochterunternehmen generiert werden. Das spacige Oval wird 62.000 Menschen Platz bieten. Die Bausumme wurde mit 225 Millionen Dollar beziffert.

Kommentar der Redaktion

Kurokawas Entwurf wird das Kirow-Stadium auf der Krestowski-Insel restlos ersetzen: Die Zerstörung dieses Sowjet-Monuments, mit dessen Bau 1932 begonnen und das nach der 900-tägigen Belagerung Leningrads bis 1950 fertig gestellt wurde, ist bereits in vollem Gange. Noch 1980 Schauplatz eines Fußball-Länderspiels während der Olympiade, war das Kirow-Stadion bis zuletzt das Domizil für Zweitliga-Aufsteiger Dynamo St. Petersburg – und für Flohmärkte. Es bot 10.000 Plätze mehr als Kurokawas Entwurf.

Die Wettbewerbskommision entschied sich für einen Abriss. Deren Vorsitz hatte St. Petersburgs Gouverneurin Valentina Matvienko gemeinsam mit Gazprom-Chef Alexey Miller (Gazprom ist Haupteigner von Zenit) inne. Matvienko war wenig enthusiastisch bei der Bekanntgabe des Gewinners: So verkündete sie lakonisch, die Wahl unter vielen gleichwertigen Entwürfen sei nicht leicht gefallen. Kurokawas Beitrag habe die Kommission jedoch am ehesten mit Fußball assoziieren können. Eine Begründung dafür gab sie nicht.

Kurokawa selbst hat seinen Entwurf von Anfang an mit einem Raumschiff assoziiert. Er beabsichtigt, mit dieser Metapher an die russische Raumfahrtgeschichte zu erinnern. Ob Kurokawas Mutterschiff helfen wird, „Zenit“ wie einen Sputnik in den Zenit des Fußballhimmels zu schießen, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle wird St. Petersburg nun um ein „Kurokawa-Manifest“ reicher – und um ein historisches Sowjet-Monument ärmer.

Till Wöhler


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