Zwei Fragmente eines großen Schiffsrumpfes haben sich im Hafen der kantabrischen Stadt Santander an der Nordküste Spaniens festgesetzt. So jedenfalls sieht das neue Kunstzentrum Centro Botín von Renzo Piano Building Workshop (Genua) aus der Vogelperspektive aus. Wer beim Namen Santander zuerst an eine Großbank denkt, liegt goldrichtig. Die Familie Botín, die das 80-Millionen-Projekt finanzierte, stammt aus der Stadt und führt eben diese Bank. Nicht weniger als 280.000 runde Keramikfliesen bringen den Schiffsrumpf zum Glänzen. Die angeschnittenen Flächen sind vollständig verglast und rahmen Panoramen von Stadt und Meer.
Ob diese Art expressiver Leuchtturmprojekte von Stararchitekten zwanzig Jahre nach Fertigstellung des Guggenheim Museums von Frank O. Gehry im nur 100 Kilometer entfernten Bilbao heute noch zeitgemäß ist? Das 2008 in Stralsund eröffnete Ozeaneum von Behnisch Architekten mit ähnlich innenstadtnaher Hafenlage jedenfalls erfreut sich anhaltender Beliebtheit – ganz zu schweigen von der Elbphilharmonie. Renzo Piano steht für langjährige Erfahrung mit ikonenhafter Kulturarchitektur, was den Bauherrn aus Santander zur direkten Beauftragung des Büros bewogen haben dürfte. „Kunst, Kultur und Bildung“ verschiedener Couleur sollen im Centro Botín geboten werden, nicht nur für Touristen – kein neues Konzept.
Wichtiger als der Inhalt ist in diesem Fall wohl der Städtebau. Indem die viel befahrene Uferstraße an dieser Stelle in den Untergrund verlegt wurde, wird das Wasser überhaupt erst für Fußgänger zugänglich. Als Erweiterung der Jardines de Pereda soll das aufgeständerte Gebäude nicht den Blick auf das Meer verstellen und „geschickt von den Bäumen verdeckt werden“, wie die Architekten sagen. Im Sinne der gewünschten „intimen Beziehung“ zwischen Stadt und Gebäude sollen Außen und Innen „kaum unterscheidbar“ sein. Nicht zuletzt durch die frei zugängliche, angehobene Terrasse zwischen den Volumen wird durch das Projekt qualitätvoller öffentlicher Raum geschaffen. Unter dem schuppigen Rumpf findet man, nicht nur im Café, Schutz vor Sonne und Regen.
Die knapp 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche im großen Volumen sollen mit der Kunstsammlung der Fundación Botín und mit Wechselausstellungen bespielt werden. Das kleine Volumen fasst die Veranstaltungsräume wie ein Auditorium mit etwa 300 Sitzen. Bauwelt-Redakteur Ulrich Brinkmann überzeugt das Centro Botín „indem es das Gleichgewicht zwischen neutralem Behälter und besonderem Ort wahrt“. Die von ihm beobachtete „populäre Sprache eines quasi objektiven Technizismus, der die Lösbarkeit jeglicher Aufgabe zelebriert“, passt jedenfalls zum Bauherrn und lässt die massiven staatlichen Sparmaßnahmen im kulturellen Bereich im Zuge der Wirtschaftskrise (fast) vergessen. (dd)
Fotos: Enrico Cano, Stéfane Aboudaram
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C.W. | 06.09.2017 23:00 UhrEnterprise lässt grüßen
Ein zu groß geratener Raumschiffbau. Mehr fällt mit dazu nicht ein. Sehr befremdlich!